(C) Kulturpool
Heute möchte ich nun endlich mit meiner Vorbereitung auf die nächste Premiere an der Bayerischen Staatsoper beginnen. Am 8. März öffnet sich das erste Mal der Vorhang für Verdis I Masnadieri, in der Regie von Johannes Erath und unter der musikalischen Leitung von Michele Mariotti, im Münchner Nationaltheater. Wieder gibt es ein Werk zu entdecken, das doch relativ selten auf den Spielplänen der Opernhäuser steht. In München wurde dieses Werk von Verdi erst einmal aufgeführt, 2008 am Gärtnerplatztheater. An die Bayerische Staatsoper kommt I Masnadieri nun das erste Mal überhaupt. Wie auch sonst gibt es von mir eine Informationssammlung über die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe bzw. die Grundlage für das Libretto. Auf den Komponisten werde ich bei dieser Werkeinführung nicht näher eingehen, da ich seine Bekanntheit doch vorraussetze. Wer doch noch ein wenig mehr erfahren will, der findet im Netz eine unerschöpfliche Menge an Hintergründen und Informationen über Guiseppe Verdi, deren Melodien fast jeder schon einmal gehört hat,und sei es nur in einem Werbespot oder als Untermalung eines Films. Auf Youtube gibt es dazu unzählige Musikbeispiele. Ich persönlich mische meine Recherchen sehr gerne aus Internet und Büchern. Zudem läuft während der Vorbereitung auf ein neues Werk oder eine entsprechende Neuproduktion fast immer die entsprechende Oper über den MP3 Player meines Smartphones. Die Musik begleitet mich fast in jeder freien Minute. Machen wir uns also auf und entdecken dieses wunderbare Werk eines der bedeutensten Komponisten der Musikgeschichte....
(C) Wikipedia
Die ersten Informationen entstammen dem Verdi-Handbuch von Gerhard und Schweikert, das ich vor einer Woche im Musiklesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek meiner derzeitigen Heimatstadt München gefunden habe. Es ist die 2. Auflage und bringt uns folgende Erkenntnisse: I masnadieri war das erste Auftragswerk in Verdis Schaffen außerhalb Italiens und nimmt deshalb eine besondere Stellung in Verdis Schaffen ein. Im Jahre 1845 unterzeichnete Verdi einen Vertrag mit dem Mailänder Verleger Francesco Lucca, der den Kontakt zu Benjamin Lumley, Impresario am königlichen Opernhaus in London, vermittelte. Lumley traf Verdi Ende Oktober 1845 und verpflichtete ihn für eine neue Oper, die im kommenden Frühjahr aufgeführt werden sollte. Als Stoff wurde Lord Byrons The Cosar vereinbart, nachdem Lumley King Lear abgelehnt hatte. Verdis Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch bis zur Premiere von Attila im März 1846 derart, dass seine Ärzte ihm für 6 Monate jede weitere Arbeit und die Reise nach London untersagten. Im Juli weilte Verdi mit seinem Freund Maffei, dem renommierten Übersetzer deutscher und englischer Literatur, zur Kur in Recoaro. Dort wurde der Dichter mit der Einrichtung eines Librettos nach Friedrich Schillers erstem Schauspiel Die Räuber betraut, das er einige Monate vorher übersetzt hatte. Maffei stellte das Libretto noch vor Ende Oktober fertig, wobei er sich außergewöhnlich an die Vorlage hielt: wie er im Vorwort zum Libretto erläutert, sah er es als seine Aufgabe an, "ein riesiges Konzept auf geringe Dimensionen zu reduzieren, ohne die originale Gestaltzu verändern". Dementsprechend behielt er alle wichtigen Handlungselemente bei, komprimierte sie jedoch auf vier Akte, eliminierte fast sämtliche Monologe und entschärfte Schillers derbe und emotionale Sprache. Die beiden Dienerfiguren wurden in der Person Arminios, die bei Schiller individuell gezeichneten Räuber, als eine gschlossen agierende Gruppe zusammengezogen. Nahezu alle Verse haben ein Vorbild bei Schiller, einige Formulierungen sind wörtlich übernommen, nur der 3. Akt weicht mit Amalias Flucht von der Vorlage ab. Als Ergänzung gibt es jetzt noch den Opernsteckbrief der Bayerischen Staatsoper mit Malte Krasting, dem zuständigen Dramaturgen bei dieser Neuproduktion.
Bei Wikipedia sind folgende Informationen über I masnadieri zu finden: Stillistisch gehört das Werk noch Verdis Frühphase an, zeigt aber nach dem Verdi-Biographen Julian Budden bereits "eine wachsende Meisterschaft der melodischen Erfindung". Die Melodien entwickeln sich aus kurzen rythmischen Figuren, die "Varirationen und Weiterentwicklungen ermöglichen". Die Gesangspartie der Amalia, die auf das Stimmvolumen von Jenny Lind(hat die Partie in der Uraufführung gesungen) zugeschnitten war, ist ähnlich wie die Gilda im Rigoletto im oberen und mittleren Sopranbereich angesiedelt. Die Rolle des Intriganten Francesco(der jüngere der zwei Brüder in Verdis masnadieri) kommt im zweiten Bild des ersten Aktes bei seinem ersten Auftritt in seiner Szene mit anschließender Arie verstärkt zum Ausdruck und gibt "flüchtige Vorahnungen" auf den Jago im Otello. Um nun auch endlich die Handlung und die Figuren dieser Oper besser kennenzulernen gibt es hier den Link zum Opera Guide, den ich selbst immer wieder sehr gerne zu Rate ziehe.
https://opera-guide.ch/operas/i+masnadieri/synopsis/de/
benannt und nicht nicht die in Verdis Oper italienisch angepassten Namen. So heißen die zwei Brüder bei Verdi Carlo und Francesco, der Vater Massimiliano und sein Diener Arminio. Nur die einzige weibliche Figur der Amalia ist identisch. Eine ausführlichere Darstellung gibt es tatsächlich noch bei Wikipedia zu finden. https://de.wikipedia.org/wiki/I_masnadieri
Insgesamt ist der Inhalt für eine Oper von Verdi recht überschauhbar und recht einfach nachvollziehbar. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen den zwei verfeindeten Brüdern und die Beziehung zu ihrem Vater. Zwischen allen Stühlen sitzt einmal wieder die weibliche Hauptfigur. Hilflos und schuldlos gerät Amalia ziwschen die Fronten und muss schließlich mit ihrem Leben bezahlen. Auch die verfahrene Situation des Vaters und seiner zwei unterschiedlichen Söhne kommt zur Sprache. Begegnen werden sich aber die Brüder Carlo und Francesco in der gesamten Oper nicht. Ihre Handlungsstränge verlaufen parallel, ihre Schicksale sind eng miteinander verbunden. Kreuzen tun sie sich aber zu keinem Zeitpunkt der Handlung. Auch Amalia und Carlo begegnen sich erst zu Beginn des dritten Aktes und dann noch einmal im Schlussbild des vierten Aktes. So verlaufen auch die Wege der anderen Figuren recht einsam, zeichnen aber so ein starkes Seelenbild der einzelnen Charaktere. Einen großen Anteil in I masnadieri nehmen die vielen Chorpartien ein und geben damit eigentlich diesem Werk seinen Namen. Sie unterstreichen die Dramatik der Handlung an manchner Stelle, nehmen aber , wie bereits erwähn, auch viel Raum ein. Den einzelnen Arien geht in der Regel eine entsprechende einführende Szene voraus.
Die enizelnen Szenen und Arien sind dramatisch und mitreißend, gehen aber nicht unbedingt gleich ins Ohr wie in anderen Werken Verdis, zum Beispiel La Traviata, Rigoletto, La Forza del destino, Aida oder Nabucco. Um nun noch einen Eindruck von dieser überaus schönen Musik zu erlangen, folgen jetzt noch einige Musikbeispiele, die ich auf Youtube gefunden habe.
Das erste Beispiel stammt gleich von der weiblichen Hauptdarstellerin in dieser Neuproduktion, Diana Damrau. Die deutsche Sopranistin gibt am 8. März in München ihr Rollendebüt als Amalia. Man darf gespannt sein, wie diese wunderbare Sängerin ihre Rolle zusammen mit dem Regisseur Johannes Erath in dieser Partie gestaltet und auf die Bühne bringt. Stimmlich dürfte die Rolle der Amalia zumindest keine Herrausforderung für die Künstlerin sein. Im Gegenteil, sie wird wieder einmal Maßstäbe setzen und ihr Können unter Beweis stellen. An ihrer Seite steht der amerikansiche Tenor Charles Castronovo. Für den Opernsänger mit den italienisch- südamerikanischen Wurzeln ist die Partie des Carlo Moor ebenfalls Neuland. Das zweite Rollendebüt des sympathischen Künstlers ist dann, ebenfalls an der Bayerischen Staatsoper und in einer Oper von Verdi, die Figur des Don Carlo. Komplett machen die vier Hauptfiguren Mika Kares als Graf Massimiliano und Igor Galovatenko als Francesco Moor. Auch für Charles Castronovo dürfte seine Rolle genau auf ihn zugeschnitten sein, Das betrifft nicht nur das stimmliche Profil, sondern auch das vielschichtige Charakterbild von Carlo Moor. Die Zerrissenheit, die den unfreiwilligen Räuberhauptmann tagtäglich quälen und die unerfüllte Sehnsucht nach Liebe, Glück und ein Leben in Frieden, bieten, untermalt von Verdis wunderschöner Musik, eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten für den symphatischen Opernsänger. Zusammen mit seinen Kollegen, allen voran Diana Damrau als Amalia, darf man sich im März auf viele intensive und unvergessliche Erlebnisse im Münchner Nationaltheater freuen.
Da es für diese leider sehr selten gespielte Oper keine allzu große Anzahl von Musikbeispielen auf Youtube gibt, ist die Mischung der Musikspiele recht bunt und zeigt unterschiedliche Sänger und Inszenierungen der letzten 10 Jahre. So gibt es doch einen recht guten Einblick in dieses frühere Werk von Verdi.
Meine CD Empfehlung zur Einstimmung auf die nahende Premiere am 8. März wäre die folgende: sie ist derzeit ständig in meinem Ohr!
Es gibt aber selbstverständlich noch einige weitere Aufnahmen auf Amazon und in den verschiedenen Klassikabteilungen zu finden. In München ist meine Musik- und Klassikabteilung der Wahl die bei Ludwig Beck im 4. Obergeschoss.
Und jetzt schauen wir uns noch an, was Diana Damrau, Regisseur Johannes Erath und Dirigent Michele Mariotti zu Verdis I Masnadieri, zu den Figuren, Musik und Inhalt zu sagen haben. Es folgt die Preview der Bayerischen Staatsoper....
Ans Herz legen und hinweisen möchte ich auf jeden Fall noch auf die Premieren Matinee am folgenden Sonntag(1.März) in unserem wunderschönen Nationaltheater. Unter der Moderation von Generalintendant Nikolaus Bachler werden die Beteiligten dieser Neuproduktion über ihre Gedanken, Eindrücke und Interpretationen reden und miteinander ins Gespräch kommen. Dazu gibt es Hintergrundinformationen zur Entstehung des Werks und der literarischen Vorlage. Dazu gibt es in der Regel immer einige Musikbeispiele, eine Mischung aus Einspielungen und Livedarbietungen der mitwirkenden Sänger. Karten dafür können im Kartenbüro der Bayerische Staatstheater, online über die Website oder am Telefon erworben werden.
Die Premiere selbst wird dann ab 18:00 Uhr im Radio auf BR Klassik übertragen. Über die Website von BR Klassik gibt es alle wichtigen
Informationen zu finden. https://www.br-klassik.de/programm/radio/ausstrahlung-2010886.html
Zum Schluss gibt es noch einen letzten Tipp: im aktuellen Magazin der Bayerischen Staatsoper Max-Joseph gibt es ein lesenswertes
Interview mit dem Regisseur Johannes Erath. https://issuu.com/bayerischestaatsoper/docs/mj2_ka_mpfen/20
Jetzt heißt es, noch ein wenig Geduld aufzubringen, bis sich am 8. März im Münchner Nationaltheater der Vorhang zur Premiere hebt.
Ich freue mich, dann spätestens am 18. März von dieser Neuinszenierung zu berichten und meine Eindrücke wiederzugeben.
Nur einen Tag nach der Premiere werde ich aber erst einmal für einige Tage nach London fliegen um dort am 9. und 13. März die
heißeste Produktion des Jahres zu erleben, den Fidelio in einer Inszenierung von Tobias Kratzer unter der musikalischen Leitung von Maestro Antonio Pappano und mit Jonas Kaufmann und Lise Davidsen auf der Bühne des Royal Opera House. Selbstverständlich wird es auch über dieses mit Sicherheit außergewöhnliche und unvergessliche musikalische Ereignis einen ausführlichen Beitrag geben.
Die entsprechenden Einführungsbeiträge werden zeitnah auf meinem Blog zu lesen sein.
Seid also gespannt über das, was folgt. Wir hören uns schon recht bald wieder. Ich freue mich schon sehr auf das, was kommt.