Benjamin Brittens bekannteste Oper "Peter Grimes" -

wissenswerte Informationen rund  um das Werk

        Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper

                        21. Januar 2022


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 "Die meiste Zeit meines Lebens verbrachte ich in engem Kontakt mit dem Meer. Das Haus meiner Eltern in Lowestoft blickte direkt auf die See, und zu den Erlebnissen meiner KIndheit gehörten die wilden Stürme, die oftmals Schiffe an unsere Küste warfen und ganze Strecken der benachbarten Klippen wegrissen. Als ich «Peter Grimes» schrieb, ging es mir darum, meinem Wissen um den ewigen Kampf der Männer und Frauen, die ihr Leben, ihren Lebensunterhalt dem Meer abtrotzten, Ausdruck zu verleihen - trotz aller Problematik, ein derart universelles Thema dramatisch darzustellen."

Diese Worte schrieb der Komponist Benjamin Britten 1945 über sein Musikdrama "Peter Grimes", das im selben Jahr im Sadler`s Wells Theatre in London seine Uraufführung feierte, genau gesagt am 7. Juni 1945. Es handelt sich bei dem Werk des englischen Komponisten um eine Oper mit einem Prolog, der die Vorgeschichte erzählt, und drei nachfolgenden Akten.

Einige weitere Fakten zu "Peter Grimes" und Benjamin Britten, die ich bei Wikipedia gefunden habe. Zur Erinnerung: Der erste Teil meiner Werkeinführung ist wie üblich eine reine Informationssammlung. Ich mache mich im Internet auf die Suche nach interessanten Daten und Fakten, wälze unterschiedliche Literatur, befasse mich intensiv mit der Musik und hoffe, somit ein möglichst umfangreiches Bild von Brittens fesselndem Musikdrama zu vermitteln.

Über die Musik: Besonders hervorzuheben sind die Orchesterzwischenspiele zwischen den einzelnen Bildern. Sehr expressiv und ausdrucksstark zeichnen sie das Bild des englischen Meeres an der Ostküste - bedrohlich, gewaltig, düster und unberechenbar gefährlich. Vier davon veröffentlichte Britten später unter dem Titel "Four Sea Interludes". Dazu gibt es im Anschluss an diesen Absatz das erste Musikbeispiel zu hören.

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Die Partie des Peter Grimes erfordert einen Sänger, der große Strapazen bewältigen kann, und wird deshalb oft von Wagner-Sängern gesungen. Die Uraufführung 1945 war ein durchschlagender Erfolg für das Musiktheater, und das hat sich bis heute nicht geändert. Die Rolle der Titelfigur hatte Benjamin Britten seinem Lebensgefährten Peter Pears auf den Leib geschrieben. Einer der bedeutendsten Interpreten heute ist der Tenor Stuart Skelton, der auch bei der Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper in München die Partie des Peter Grimes übernehmen wird. Nur wenige Wochen vorher gibt der deutsche Weltstar Jonas Kaufmann sein Debüt an der Wiener Staatsoper.

Ellen Orfords berührendste Szene entsteht, als sie über ihre handgefertigte Stickerei auf der Jacke des Jungen sinniert, der ums Leben gekommen ist. Diese wunderschöne Arie, genannt "Embroidery scene", möchte ich als nächstes Musikbeispiel anführen. 

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Das Libretto von "Peter Grimes" stammt von Montagu Slater, als Grundlage diente das Gedicht "The Borough" von George Crabbe. Ort und Zeit der Handlung ist die Ostküste Englands um 1830. Die Dauer der gesamten Oper beträgt knapp drei Stunden, die Originalsprache ist - nicht wirklich überraschend - Englisch. Die drei Hauptpersonen sind Peter Grimes, ein Fischer (Tenor), Ellen Orford, Witwe und Lehrerin (lyrischer Sopran) und Kapitän Balstrode, früher bei der Handelsmarine (Bariton). Hinzu kommt die stumme Rolle von Peter Grimes' Lehrling, einem Jungen namens John.

Bei hr.2.de habe ich folgende Informationen zu Brittens Werk gefunden. "Wer sich abseits stellt, der wird vernichtet" - das ist eine der zentralen Erkenntnisse des Protagonisten Peter Grimes, und er bringt damit das Grundthema des Werkes auf den Punkt: das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Oder - wie Benjamin Britten es mit dem Blick auf das Stück und seine damalige Lage später selbst formulierte: "Individuum gegen Masse - mit ironischen Untertönen für unsere eigene Situation". Und mit dieser "eigenen Situation" meinte Britten nicht nur seine pazifistische Einstellung, sondern ebenso die homosexuelle Beziehung zu Peter Pears, dem Tenor der Uraufführung der Oper. Die sich nach und nach zuspitzende Unerbittlichkeit des äußeren Drucks - an Peter Grimes exemplarisch durchexerziert - kannte Britten aus eigener Erfahrung also nur zu gut, und vielleicht gelang ihm nicht zuletzt deshalb eine so eindrückliche musikalische Schilderung des geheimnisvoll-seltsamen Anti-Helden, dessen Schuld oder Nichtschuld bis zuletzt im Unklaren bleibt.

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Informationen über Brittens Oper "Peter Grimes" im Netz zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Menge ist sehr übersichtlich, und allzu viele Quellen habe ich nicht gefunden. Die Uraufführung fand, wie bereits erwähnt, im Jahre 1945 statt; bis es zur Erstaufführung in Wien kam, verging allerdings mehr als ein halbes Jahrhundert. Christiane Mielitz übernahm 1996 die Regie. Die Wiederaufnahme am 26. Jänner an der Wiener Staatsoper in absoluter Starbesetzung zeigt auch die heute noch gequälte Seele des Einzelnen in einer gnadenlosen Gesellschaft.

Im Original "The Borough" von George Crabbe, die dem Librettisten als Vorlage diente, ist Grimes ein Fischer, der mit Hilfe eines jungen Assistenten vor der Küste von Aldenburgh sein Gewerbe ausübt. Mehrere Assistenten von Grimes sind im Laufe der Jahre bei der Arbeit ums Leben gekommen, und der Fischer lebt in der kleinen Gemeinde unter dem ständigen Verdacht, Schuld am Tod seiner Gehilfen zu sein. In der Originalversion der Geschichte ist Grimes auch tatsächlich schuldig, die Jungen getötet zu haben, Brittens Version ist zweideutiger. Der Außenseiter Peter Grimes ist eindeutig seelisch instabil und manchmal auch hart und grausam, seine Gehilfen scheinen aber einfach unter unglücklichen Umständen zu Tode gekommen zu sein. Trotzdem ist und bleibt er ein Ausgestoßener der Gesellschaft. Es wird also erkenntlich, dass sich die Dramaturgie und die Charakterisierung der Figuren in der Anpassung an die Opernbühne erheblich verändert haben. Mit den Figuren und dem Grundgedanken der Oper werde ich mich dann im zweiten Teil meiner Werkeinführung beschäftigen und noch tiefer in die Materie eindringen.

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Deutschlandfunk schreibt in einer Premierenkritik aus dem Jahre 2003 zu den Hintergründen von Brittens Musikdrama: "Benjamin Brittens erste große bedeutende Oper Peter Grimes ist ein Bekenntniswerk, uraufgeführt 1945 in London. Nicht nur schrieb der vor Krieg und Wehrdienst nach Amerika Geflüchtete sich darin seinen Frust von der Seele. Als mit seinem Freund Peter Pears Zurückgekehrter suchte er Respekt und Anerkennung für sein Anderssein. Das Küstenstädtchen Aldeburgh ist Sinnbild dieser Sehnsucht nach Heimat und Geborgensein".

Der WDR schreibt anlässlich der Neuproduktion am Teatro Real in Madrid im Frühjahr letzten Jahres: "Die Handlung ist an die englische Ostküste angesiedelt, und das Meer spielt die Hauptrolle im Drama von Montagu und in Brittens Partitur. Beide stützen sich für ihre düstere Parabel auf das Gedicht "The Borough" (übersetzt "Gemeinde") von George Crabbe aus dem Jahr 1810. Er thematisiert die zerstörerische Kraft einer unbarmherzigen, scheinheiligen Gesellschaft am Beispiel eines einfachen Fischers aus dem kleinen Dorf Borough, gegen den nach dem Tod seines Lehrlings die Feindseligkeiten eskalieren".

Abschließend noch ein kleiner Absatz zur Musik von Peter Grimes vom Online Musik Magazin: "Das Meer lässt der Komponist in vier Zwischenspielen (Four Sea Interludes, s.o.) vom Orchester zeichnen: ein ständiges unmittelbares Umschlagen von Ruhe, Schönheit und Friedlichkeit in bedrohliche Gewalt und Zerstörungskraft. Gleichermaßen spiegeln die Zwischenspiele aber eben auch das wechselhafte, allzuoft stürmische Wesen des Grimes, dem verzweifelten und aussichtslosen Außenseiter des Dorfes mit seiner geplagten und getriebenen Seele". Zum Abschluss gibt es noch ein letztes Musikbeispiel. Es ist eine der beeindruckensten Szenen aus Peter Grimes: die Wahnsinnszene des gequälten und gejagten Titelhelden. Eine Herausforderung für jeden Tenor, der diese Partie übernimmt, Stimmlich, darstellerisch, aber auch psychisch ist hier ein Grenzgang des Sängers gefordert.

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  Kein Bild, kein Wort kann das Eigenste und Innerste

         des Herzens aussprechen wie die Musik.

   Ihre Innigkeit ist unvergleichlich, sie ist unersetzlich

 

                   (Friedrich Theodor Vischer)