Herausragende Sänger, traumhaft schöne Musik und

ein unverständliches Regiekonzept!

Die Aida Premiere an der Opera national  de Paris

im Onlinestream am 18.Februar 2021


                   22. Februar 2021

             Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper

(C) Vincent Pontet / Opera national de Paris


Als ich davon hörte wer die Neuproduktion von Verdis Aida an der Opera national de Paris inszenieren soll,, war ich positiv überrascht und guter Hoffnung, ein szenisch stimmiges und schönes Regiekonzept zu erleben. Die niederländische Regisseurin Lotte de Beer,, die in der Saison 2022/23 die Leitung der Volksoper in Wien übernehmen wird, hat vor einigen Jahren bei uns an der Bayerischen Staatsoper eine in allen Punkten überzeugende Inszenierung von Puccinis Il trittico auf die Bühne gebracht. Entsprechend optimistisch war ich bezüglich der Aida in Paris. Hinzukam ein herausragendes Team von Sängern, das der Opernregisseurin zur Verfügung stand. Sondra Radvanovsky in der Titelpartie, Jonas Kaufmann als ihre große und unerreichbare Liebe Feldherr Radames, Ludovic Tezier als ihr Vater und König der Äthiopien, Amonasro, sowie Ksenia Dudnikova als Amneris und ihre Rivalin um die Liebe Radames sowie Tochter des ägyptischen Königs, Dazu Michele Mariotti im Orchestergraben, eine atemberaubend schöne Musik und eine mitreißende und tragische Geschichte. Eigentlich sollte man damit auf der sicheren Seite sein. In der wunderbaren Musik, in der Erzählung und dem Gesamtkonzept von Guiseppe Verdi liegt alles,was man braucht, um eine aufregende und nachvollziehbare Inszenierung auf die Bühne zu zaubern.. Im nachfolgenden gibt es eine hervorragende Einführung von Sir Antonio Pappano, die noch einmal die musikalischen Hintergründe von Verdis Meisterwerk besser verständlich macht.

(C) Idagio / Youtube


Die Teile 2, 3, und 4 gibt es ebenfalls auf dem Youtube Kanal von Idagio zu finden. Sie sind ausgesprochen empfehlenswert! Keiner erklärt die klassische Musik und die Welt der Oper so unterhaltsam und verständlich wie Sir Antonio Pappano. Da ich davon ausgehe, dass der Inhalt dieser Oper bekannt ist, werde ich nicht näher darauf eingehen, genauso wenig wie auf die Entstehungsgeschichte. Wer dennoch Beides noch einmal nachlesen möchte, dem seien die Seite von Opera Guide ans Herz gelegt, die ich auch für meine Werkeinführungen gerne herbeiziehe. Über die Entstehung und die Hintergründe seien von mir neben Wikipedia zwei Bücher empfohlen. Die Verdi Biographie von Joachim Campe, erschienen im primus verlag, sowie der biographische Opernführer Viva Verdi von Georg Titscher, erschienen bei Amalthea. Gut gerüstet und umfassend informiert geht es zurück zur Inszenierung von Lotte de Beer und meine persönlichen Gedanken von der Premiere,die live bei Arte Concert am 18. Februar übertragen wurde und noch bis zum 25. Februar anzuschauen ist. Wer sich nicht die gesamte Oper anschauen will, aber trotzdem einige Eindrücke benötigt, dem sei das nachfolgende Video von Euronews ans Herz gelegt. Im Klassikmagazin Musica sind sowohl Sondra Radvanovsky, Jonas Kaufmann sowie Ludovic Tezier im Interview zu hören. Zusätzlich gibt es einige Ausschnitte der aktuellen Neuproduktion zu sehen.

(C) Euronews_Musica / Youtube


Nach den zahlreichen Informationen und Einblicken vorweg ist es nun Zeit, in Ruhe das Regiekonzept von Lotte de Beer zu betrachten. ich habe mich, nach der Onlinepremiere auf Arte Concert mit zahlreichen Freunden über diese Neuproduktion unterhalten und festgestellt, dass wir doch in den meisten Punkten sehr einig waren. So wirklich erschließt sich das Konzept der niederländischen Regisseurin leider nicht. Natürlich geht es in Verdis Meisterwerk um Unterdrückung, Unterwerfung und Versklavung anderer Völker sowie deren Ermordung und die Erhebung über andere Menschen. Es geht aber auch um Macht, Eifersucht, Liebe und die Bereitschaft, sich für eben diese zu opfern. Es gibt also verschiedene Kernthemen und Handlungsebenen in dieser Oper, die eine perfekte Vorlage bieten, um ein packendes Drama auf die Bühne zu zaubern. Es ist vollkommen unnötig, zu versuchen, dieses Werk in einem neuen Kontext sehen zu wollen. Wie auch mittlerweile zahlreiche ihrer Kolleginnen ist Lotte de Beer offenbar sehr verkopft an die Interpretation  herangegangen, wollte etwas Neues und Interlektuelles erschaffen und hat es letztendlich  vollkommen überzogen. Ein roter Faden ist nicht zu erkennen, ein Regiekonzept nicht ersichtlich. Man muss keineswegs die Aida im alten Ägypten verhaften. Die Themen auch in dieser Oper sind nach wie vor aktuell in unserer Welt und in unserem Leben vorhanden. Gerade Verdis Dramen lassen sich problemlos an eine andere Zeitachse anpassen. Es müssen weder die alten Ägypter sein, noch der Triumphmarsch mit allem Pomp. Ins besondere. Letzteres wäre unter den derzeiteigen Vorgaben ohnehin nicht möglich.. Am Ende ist es entscheidend, das Musik, Geschichte und Dramaturgie nicht aus dem

Zusammenhang gerissen werden und das eigentliche Werk dabei auf der Strecke bleibt.

(C) Vincent Pontet / Opera national de Paris


In Lotte de Beers Interpretation spielt die Geschichte im auslaufenden 19. Jahrhundert, Schauplatz ist ein Museum, in dem gut gekleidete Herrschaften, die Damen in eleganten Belle Epoque- Kleidern, die Herren im Gehrock, durch die Ausstellungsäume schlendern und die Stücke betrachten die dort in den Vitrinen zu besichtigen sind. Zwischendurch wird Champagner gereicht, man feiert sich selbst und die edle Gesellschaft. Radames, dargestellt vom Münchner Startenor Jonas Kaufmann, unterscheidet sich von den übrigen Anwesenden. Er trägt die Kleidung eines Soldaten. Ebenso ist es mit Soloman Howard der den König und Amneris' (Ksenia Dudinikova) Vater verkörpert. Beide Sänger wirken so, als wären sie aus irgend einem Kostümfilm entstiegen. In dem bonbonfarbenen, wenig schmeichelnden Kleid, ist die sympathische Mezzosopranistin tatsächlich ein wenig zu bedauern. Aber im Gegensatz zu ihren Kollegen Sondra Radvanovsky die, in Paris die Titelpartie übernimmt, sowie Ludovic Tezier in der Rolle des Amonasro, musste sie sich zumindest nicht hinter einer mit Verlaub gesagt scheußlichen und ein wenig gruseligen Puppe verstecken. So ging es der amerikanischen Sopranistin und dem französischen Bariton.

Diese ganze Inszenierung hätte man vermutlich recht gut ertragen können, wenn nicht die Sache mit den zwei leblosen Marionetten gewesen wäre. Ehrlich gesagt erschließt sich mir dieser Sinn bis jetzt noch nicht. Wenn es denn unbedingt ein Double für Sondra Radvanovsky (Aida) und Ludovic Tezier (Amonasro) hätte sein sollen, wäre dann ein lebendiger Mensch nicht viel schöner und sinnvoller gewesen? Zwei Schauspieler oder auch Tänzer hätten diese Aufgabe ganz wunderbar übernehmen können. Der Zwiespalt insbesondere Aidas wäre sicher glaubhaft darzustellen gewesen.

(C) Vincent Pontet / Opera national de Paris


So bewirkten die Puppen,die von jeweils drei bzw. zwei Puppenspielern bewegt wurden, nur eines,nämlich die vollständige Unterbindung von Interaktion, Intimität und Nähe zwischen den Sängern. Es entstand kein Zauber, keine Magie. Stimmungskiller, sagte mir eine Freundin. Überaus störend sagte eine andere.

Zärtlichkeit und Schönheit blieben auf der Strecke. Gedient haben die Puppendouble weder der Geschichte, noch dem Geschehen auf der Bühne, und schon gar nicht den überragenden Sängerdarstellern. Sondra Radvanovsky und Ludovic Tezier, beide in schwarze unscheinbare Anzüge gesteckt, verschwanden hinter den Puppen und denen, die sie bewegten. Beide Sänger waren dazu degradiert, nur hinterherzulaufen, irgendwo am Rande zu stehen und möglichst nicht in Erscheinung zu treten. keiner der beiden Sänger hatte eine Chance, seine großen darstellerischen Fähigkeiten miteinzubringen. Genau genommen hätten die Sopranistin und der Bariton auch irgendwo von der Seitenbühne aus ihre Stimme erklingen lassen können. Nein, berührt haben nur die Stimmen der Sänger. Aber beherrschen taten die Puppen das Bühnengeschehen durch ihre fast übermächtige Präsenz..

Noch einige letzte Worte zu diesem Thema: die Duette von Jonas Kaufmann als Feldherr Radames und Sondra Radvanovsky sind das perfekte Beispiel für die mißlungene Regie und die mangelnde Personenführung. In Anbetracht dessen, dass diese Oper auch oder vielleicht sogar in erster Linie ein Kammerspiel ist, scheint  es um so unverständlicher, dass die zwei herausragenden Sänger und Darsteller keines ihrer Duette szenisch zusammen bestreiten dürfen. Der 51- Jährige Opernsänger konnte einem manchmal wirklich ausgesprochen leid tun.. Er durfte lediglich der lebensgroßen Aida Puppe sanft in die Augen schauen, war dazu gezwungen, sie zu liebkosen, zärtlich zu halten und eng umschlungen mit ihr am Boden zu liegen. Am Ende stirbt die Puppe in seinen Armen und eines der schönsten Duette in der Operngeschichte, das "terra addio", singen die zwei Hauptprotagonisten nebeneinander und doch alleine. Das ist tragisch für die Sänger aber ganz sicher nicht berührend.

Da mag man alles andere als gegeben hinehmen; das undurchdringliche Regiekonzept, die eignenwillige Kulisse, die seltsamen Kostüme, den Ort des Schauplatzes oder auch den Triumphmarsch mit dem Ballett, das in dem Fall ersetzt war durch eine Abfolge von lebendig gestalteten Abbildern berühmter Gemälde. Jonas Kaufmann musste mit seinem komödiantischen Talent mal wieder herhalten, löste damit aber vermutlich den einen oder anderen Lacher aus. In einem der letzten Szenen des "Balletts" sieht man den Opernsänger, wie er mit im Findungsprozess nach der richtigen Siegerpose für das Gemälde laufend seine Position ändert und sich auf der Suche nach der richtigen Waffe am Ende für ein eindrucksvolles Schwert entscheidet.

Am Ende sei aber gesagt: die Musik zumindest hat ihre unglaubliche Schönheit, Kraft und Ausdrucksstärke durch ein leider schwaches Regiekonzept nicht verloren. Eine Tatsache, die in diesem Fall schon einmal sehr viel wert sein sollte!

(C) Vincent Pontet / Opera national de Paris


Im letzten Abschnitt kommen nun endlich die Sänger und Musiker zur Sprache, die diesen Abend zu etwas ganz besonderem gemacht haben und ohne die sich vermutlich erheblich weniger Zuschauer vor den Bildschirmen versammelt hätten. Das Orchester unter der Leitung von Michele Mariotti,, der für mich zu einem der besten und kundigsten Dirigenten des Verdi- Fachs zählt, führte das Orchester sicher und präzise durch die Partitur. Zuletzt hatte der 42- jährige Italiener das Werk im Juli 2020 bei zwei konzertanten Open Air- Vorstellungen des Teatro San Carlo in Neapel zur Aufführung gebracht und die unterschiedlichen Facetten, intimes Kammerspiel,  goße Dramatik und prachtvolle Chorszenen, von Verdis Oper wunderbar zum Ausdruck gebracht. Die feinen Details herauszuarbeiten und ein überzeugendes musikalisches Gesamtbild zu schaffen, gelang ihm auch bei der Neuproduktion der Aida in Paris. Das erfahrene Orchester der Opera national de Paris folgte ihm und trug in großem Maße zu einem musikalisch überzeugenden Abend bei. Den hochkarätigen Gesangssolisten wurde ein entsprechender Klangteppich bereitet, auf dem es für die Sänger uneingeschränkt möglich wa,r, in die dramatische Geschichte einzutauchen, ohne Sorge zu haben, vom Klang des Orchesters überdeckt zu werden. Ebenfalls überzeugend, der Chor der Pariser Oper. Bedauerlicherweise wurde dem Chor durch das Tragen der Masken die Möglichkeit genommen,ihre volle Darstellungskraft zum Ausdruck zu bringen. Zu dem hatte man zeitweise den Eindruck, dass die Stimmen ein wenig gedämpft klangen.

(C) Opera national de Paris / Youtube


Die herausragende Besetzung bis in die kleinsten Rollen, habe ich schon mehrfach erwähnt und sie soll nun in ihren Feinheiten zur Sprache kommen. Die Partie des Ramfis verkörpert, vom russischen Bass Dimtry Belosselsky sowie die Partie des vom amerikanischen Bass Soloman Howard, dargestellten Königs überzeugten durch kraftvolle und ausdrucksvolle Stimmen und eine entsprechende Bühnenpräsenz. Auch die kleinen Rollen waren entsprechend dem hohen Niveau besetzt, Alessandro Liberatore (Un messaggero) und Gabriella Reyes (Sacerdotessa).

Nachdem die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca ihr Debüt als Amneris an der Pariser Oper abgesagt hatte, rückte ihre usbekische Kollegin Ksenia Dudnikova an ihre Stelle und übernahm deren Partie in der Neuproduktion von Lotte de Beer. Mit einer beachtlichen Bühnenpräsenz und ihrem Mezzosopran, der sowohl von Substanz, Kraft und Volumen in den tiefen Lagen zeugt, aber auch von  Leichtigkeit und Zartheit in den hohen Passagen,, wusste die Opernsängerin als Aidas Rivalin, gequält von Liebe und Eifersucht, durchgehend zu überzeugen. Das mitreißende Duett mit Radames kurz vor dem Schlussbild ("Ah! tu dei vivere!") gehört zu einem der Highlights am Premierenabend. Einer der Hauptprotagonisten hatte es besonders schwer, in Erscheinung zu treten,, beeindruckte und überzeugte aber um so mehr durch seine außergewöhnliche Stimme: der französische Bariton und einer der besten Sänger im Verdi Fach, Ludovic Tezier. Für den sympathischen Franzosen ist es die erste szenische Aida Produktion. Umso mehr hätte man ihm gewünscht, dass er auch seine große Bühnenpräsenz und sein darstellerisches Können zum Ausdruck bringen kann. Es war spürbar in jedem Augenblick wie sehr der Wunsch vorhanden war, die Figur des Amnasro nicht nur gesanglich zu interpretieren, sondern auch mit seinen Kollegen Jonas Kaufmann und Sondra Radvanovsky in Verbindung zu kommen. Die Möglichkeit der Interaktion wird dem französischen Weltstar dann hoffentlich in Wien bei der Neuinszenierung des Parsifal wieder zu Teil werden.

(C) Vincent Pontet / Opera national de Paris


Ihr Debüt als Aida hatte die amerikanische Sopranistin Sondra Radvanovsky bereits vor elf Jahren Seitdem gehört die Figur der äthyopischen Prinzessin, die ihre Herkunft verstecken, muss um das eigene Leben und das ihres Volkes zu schützen und die aus tiefer Liebe zum ägyptischen Feldherren Radames mit ihm gemeinsam in den Tod geht. Dazu ein dramatischer Konflikt mit ihrem Vater, der sie erpresst und für seine eigenen Zwecke mißbraucht. Die Dramaturgie dieser Oper bietet eine Vielfalt an szenischen Darstellungsmöglichkeiten. Aber auch der amerikanischen Sopranistin werden durch die nicht vorhandene Personenführung all diese Möglichkeiten genommen. So darf sie nur am Rande in Erscheinung treten und in erster Linie durch ihre wunderschöne und ausdrucksstarke Stimme Aidas inneren Kampf, ihre Liebe, Eifersucht und Verzweiflung darstellen. Geprägt von einer großen Flexibilität in der Stiimme, zaubert sie leuchtende Spitzentöne und  Pianophrasen, die so zart und zerbrechlich sind, dass man einfach nur danieder knieen möchte. Die stimmlichen Gestaltungsmöglichkeiten scheinen unendlich zu sein. Aber auch eine große Dramatik ist an den entsprechenden Stellen zu erleben, im Konflikt mit ihrem Vater, wenn Aida von Eifersucht erfüllt um die Liebe Radames kämpft oder versucht, sich gegen ihre Rivalin Amneris durchzusetzen.. Eine der Höhepunkte, die uns diese wunderbare Sängerin vergönnte, war neben dem ergreifenden Schlussduett die Arie "O patria mia.".

 

Jonas Kaufmann und seiner Verkörperung des Radames sollen die abschließenden Worte gehören. Der Münchner Opernsänger der so glatt rasiert um gut zehn Jahre jünger wirkt, hat genau wie Ludovic Tezier im Jahre 2015 bei der CD Einspielung mit Antonio Pappano in Rom sein Rollendebüt gegeben. Diie Partie hat er  danach nicht mehr übermäßig straperziert. Das szenische Rollendebüt folgte ,ebenfalls im Jahre 2015i, in einer bereits bestehenden Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper in München. Im Juli 2020 gab es noch zwei konzertante Vorstellungen Open Air mit dem Teatro San Carlo in Neapel (s.o.) Eine der recht übersichtlichen Liveauftritte vor Publikum, die im Verlauf des letzten Jahres möglich waren. Genau diese Reduktion auf wenige Auftritte haben dem Opernsänger offensichtlich gut getan. Die Stimme klang am Donnerstagabend um viele Jahre jünger, wirkte frisch, erholt und voller Energie. Die Legatobögen waren wunderschön ausgesungen, der lange Atem war ein Genuss. Alle Spitzentöne saßen, die Stimme hatte eine Leuchtkraft wie schon länger nicht mehr. Die berühmte baritonale Mittellage, die tiefen Passagen klangen warm, voll und weich. Die Pianophrasen vermittelten eine tiefe Zerbrechlichkeit und Zartheit. Das hohe B in "Celeste Aida" singt wohl heutzutage kaum ein anderer Tenor so schön und das in einem atemberaubend leisen Piano. So verklang diese Arie fast shpärisch im Raum des Pariser Opernhauses. Der deutsche Weltstar singt übrigens als einziger in seinem Stimmfach den letzten Ton dieser Arie im diminuendo.

Ganz besonders berührt hat der sympathische Künstler mit dem "La fatal pietra" im vierten Akt, dem Moment, in dem Radames verzweifelt Abschied nimmt  vom Leben und seiner großen Liebe. Das Schlussduett "O terra addio" mit seiner Partnerin Sondra Radvanovsky war ein Traum, überirrdisch schön gesungen und fast ein wenig unwirklich. Wären nur die Puppen nicht gewesen....

(C) Vincent Pontet / Opera national de Paris


Es hätte der perfekte Opernabend sein können, wäre dieses unverständliche und überambitionierte Regiekonzept von Lotte de Beer nicht gewesen. An den Sängern, dem Orchester und seinem Dirigenten hat es auf keinen Fall gelegen. Im Gegenteil, die beteiligten Künstler haben diesen Abend gerettet und ihn am Ende zu einem zumindest musikalisch unvergesslichem Erlebnis gestaltet.

Wer sich genau aus diesem Grund eine Wiederholung wünscht, hat dazu in den nächsten Wochen und Monaten ausreichend Gelegenheit. Bei Arte Concert ist der Internetstream der Premiere noch bis 25. Februar anzuschauen, auf der Website der Pariser Oper insgesamt bis zum 20. August. Die Fernsehübetragung die als Aufzeichnung (Ein Zusammenschnitt vom 15.2. und der Premiere am 18.2) am 21. Februar auf Arte TV zu erleben war, ist auf der entsprechenden Website ebenfalls bis Mitte August abrufbar. Als Bonusmaterial gibt es dort zusätzlich ein Interview mit den Hauptprotagonisten Sondra Radvanovsky, Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier,das Arte am Tage der Generalprobe (12.2.) geführt hat. Die drei Weltstars geben einen kleinen Einblick in die Produktion, ihre Liebe zu Verdi und der aktuellen Situation der Kunst und Kultur.

Die geplanten Vorstellungen der Aida vom 2.-27. März wurden in der Zwischenzeit vom Spielplan gestrichen. Wann es die nächste Möglichkeit gibt, diese Produktion live an der Opera national de Paris zu erleben, ist unklar.


           Musik macht das Herz weich.

             Ganz still und ohne Gewalt

           macht sie die Tür zur Seele auf.