(C) Gregor Hohenberg / Sony Classical
Das neue Album von Jonas Kaufmann war ganz sicher ein Wunschprojekt des Münchner Opernsängers. Das spürt man in jeder Note und der liebevollen Auswahl an Wiener Operette und Liedern, die es auf die neue CD geschafft haben und die seit wenigen Tagen käuflich zu erwerben ist. Die CD und Konzertpremiere fand nun am 14. Oktober, wie könnte es anders sein, in Wien statt. Das Konzerthaus gab dazu den festlichen Rahmen. Die Premiere war seit Monaten ausverkauft und insbesondere das Wiener Publikum hatte diesen Abend mit Spannung erwartet. An der Seite des 50jährigen Weltstars war als Gast die amerikanische Sopranistin Rachel Willis-Sorensen zu erleben. Die symphatische Opernsängerin ist ebenfalls auf der CD in drei Duetten zu hören und stand bereits 2018 zum Silvesterkonzert in der Dresdner Semperoper in einer konzertanten Aufführung der Fledermaus an der Seite von Jonas Kaufmann auf der Bühne. Schon letztes Jahr versprühten die beiden Sänger eine große Spielfreude und harmonierten nicht nur stimmlich sondern auch darstellerisch perfekt.
Hier kommt nun die Zusammenfassung meiner Eindrücke für den Abend im Wiener Konzerthaus am 14. Oktober 2019. Die entsprechende Rezension für die neue CD Wien
wird in Kürze auf meinem Blog nachzulesen sein.
Bevor Jonas Kaufmann die Bühne betrat ,um sein neues Programm das erste Mal zu Gehör zubringen, war das Orchester Prague Phiharmonia unter der Leitung von Jochen Rieder an der Reihe und eröffnete den Abend mit der Ouvertüre aus Johann Strauss Sohn Opererette "Eine Nacht in Venedig".
Im Anschluss erlebte des Publikum im Wiener Konzerthaus den ersten Auftritt des Münchner Opernsängers, der zuerst in seiner charmant entwaffnenden Art einige Worte an die anwesenden Zuschauer im Saal richtete. U.a. gab es den Hinweis, dass dieses Konzert aufgezeichnet würde. So wird am 15.Dezember auf ORF3(Erlebnis Bühne mit Barbara Rett) und am 22.Dezember auf Arte eine Dokumentation zu sehen sein, die auch einen Mitschnitt dieses Abends enthält.
Dann erklang endlich auch die unverwechselbare Singstimme von Jonas Kaufmann. Zwei Arien aus "Eine Nacht in Venedig" waren zu hören und der 50jährige Weltstar zeigte sich in bestechender Form. Der erste Teil des Konzertes war Johann Strauss Sohn gewidmet, der zweite Teil war mit "Wiener Schmankerln" betitelt. Beide Teile waren übrigens auch optisch zu unterscheiden. Während der Münchner zuerst ganz klassich in Frack und Fliege die Bühne betrat, wechselte er nach der Pause zu einem dunkelblauen Anzug mit Weste, weißem Hemd und Krawatte.
Aber egal ob Frack oder Anzug, Jonas Kaufmann konnte innerhalb kurzer Zeit das Wiener Publikum für sich einnehmen. Fairer Weise sei erwähnt das natürlich auch der
eine oder andere Konzertbesucher aus München, Hamburg, Berlin oder Paris im Saal anwesend war.
Die Stimmung im Konzerthaus war entspannt und nach der Pause wirkte auch der Münchner Startenor immer lockerer und gelöster. Die Stimme strahlte, der Wiener Dialekt klang authentisch und unverstellt und der natürliche Charme den der sympathische Künstler versprühte, nahm bald jeden Besucher im Saal gefangen. Gestik und Mimik des Münchner Opernsängers unterstrichen die kleinen Geschichten, die der 50jährige an diesem Abend aus seiner zweiten Heimat Wien erzählte. Diese Lieder(und auch Operettenmelodien) müssen ganz lässig aus der Hüfte kommen, so Kaufmann ,leicht, ein wenig frech und mit einem Augenzwinckern. All das wurde an diesem Abend vereint und das Publikum dankte es mit reichlich Applaus und immer wieder begeisterten Zurufen aus dem Auditorium.
Es war jederzeit zu spüren wie sehr der deutsche Ausnahmekünstler diese Stadt, seinen Menschen und der Musik verbunden ist und wie viel Herzblut und Leidenschaft in seinem neuen Album und dem Konzertprogramm steckt.
Weirere Höhepunkte an diesem Abend waren die drei Duette mit seiner Kollegin Rachel Willis-Sorensen(Das Uhrenduett aus der Fledermaus, Wiener Blut aus der gleichnamigen Operette und Lippen schweigen aus der lustigen Witwe), die wie schon zu Beginn erwähnt gesanglich und darstellerisch sehr gut mit Jonas Kaufmann harmonierte. Die amerikanische Opernsängerin konnte durch eine starke Bühnenpräsenz und ihre schöne, warme und angenehme Stimme überzeugen. Bei ihrem Soloauftritt, dem Vilja-Lied aus der Lustigen Witwe, gab es noch die Gelegenheit, sie alleine zu genießen.
Ergänzend zu den Gesangsstücken aus Operette und Wiener Lied, die natürlich im Mittelpunkt standen, gab es immer wieder im Wechsel Instrumentaleinlagen, u.a. von Johann Strauss Sohn, dem der erste Konzertteil gewidmet war. Im zweiten Teil stand dann alles unter dem Titel "Wiener Schmankerln". Und auch, wenn die Prague Philharmonie natürlich nicht mit den Wiener Philharmonikern zu vergleichen sind, mit denen Jonas Kaufmann sein neues Album aufgenommen hat, und die Leichtigkeit und Raffinesse manchmal zu wünschen übrig ließ, schmälerte es den Genuss dieses Konzertes in keiner Weise.
Und so verlief ein unvergesslicher musikalischer Abend wie im Fluge und die Zuschauer im Saal wurden schließlich mit fünf Zugaben belohnt, an deren Abschluss das wunderbar-bissige Kreislerlied "Der Tod das muss ein Wiener sein" stand.
Am Ende blieb ein Gefühl von Glückseligkeit, Leichtigkeit und dem Wunsch, unentwegt im Walzertakt durch den Raum zu schweben.
Wer am 14.10. in Wien bei der erfolgreichen Konzertpremiere nicht mit dabei sein konnte, hat ab Januar 2020 noch genug Gelegenheit,
Jonas Kaufmann auf seiner Tournee live zu erleben. Es gibt nach wie vor noch Tickets zu haben, auch für den Tourneeauftakt in München.
Vielleicht sehen wir uns ja mal in einem der zahlreichen Konzerte. Ich werde auf jeden Fall von meinen Eindrücken
berichten.