(C) Hannah Klug
Ich möchte meine Leser einladen, mich auf eine Reise zu begleiten. Zusammen mit einem der erfolgreichsten und begehrtesten Tenöre und Opernsänger unser Zeit machen wir uns auf den Weg, um den Geist von Wien und seiner Musik quer durch Europa zu tragen. Jonas Kaufmann nimmt uns mit in eine Welt der Melodien, die einfach nur unendlich viele Glückshormone freisetzen und den Menschen ein unentwegtes Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Grundlage für die gut dreiwöchige Konzerttournee durch Deutschland, Ungarn, Belgien, Frankreich und die Schweiz ist das aktuelle Wien Album des 50jährigen Ausnahmesängers. Auch die neuste CD- Einspielung stand bereits wieder an der Spitze der Charts. Es ist mittlerweile das Nr1 Album des Münchner Opernsängers. Die
Premiere gab es bereits am 14. Oktober in Österreichs Hauptstadt, wo auch am folgenden Tag die offizielle CD-(und Buch-) Präsentation
stattfand. Den stilvollen Rahmen für diese Premiere bot das wunderschöne Wiener Konzerthaus, das heuer sein 150jähriges Bestehen
feiert. Schon das erste Konzert,das für eine Ausstrahlung auf ORF3 und 3SAT im Dezember aufgezeichnet wurde, war bereits ein riesiger
Erfolg. Nach einer Pause von 7 Wochen, in der Jonas Kaufmann eben mal in der ausgesprochen anspruchsvollen Rolle des Paul an der Bayerischen Staatoper sein erfolgreiches Debüt gab, startete am 7. Januar in seiner Heimatstadt die Tour durch insgesamt 11Städte
und Konzertsäle. Und genau dort beginnt auch meine Berichterstattung und führt mich weiter nach Stuttgart, Hamburg und zum Abschluss nach Baden-Baden. Los geht´s.....
Ich war zugebenermaßen ein wenig skeptisch bezüglich des Konzertes am 7. Januar im Gasteig. Das hatte nicht nur mit der nicht ganz optimalen Akustik zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass die meisten der Veranstaltungen auch mit einem Abo verbunden sind.
Dieses Mal war es anders. Die Besucher an diesem Abend waren alle freiwillig im Saal und hatten sich ganz bewusst für das Wien Programm und vor allem für Jonas Kaufmann entschieden. An seiner Seite stand auch auf dieser Konzerttournee der Dirigent Jochen Rieder, mit dem den Münchner Opernsänger eine lange Freundschaft verbindet. Unter der Leitung von Jochen Rieder spielte bei allen
Auftritten das Prague Philharmonia Orchester. Außerdem an der Seite des Tenors stand nicht nur in München ,sondern auch an sechs
weiteren Abenden die amerikanische Sopranistin Rachel Willis Sorensen. Sie hatte bereits die Premiere am 14. Oktober zusammen mit Jonas Kaufmann auf der Bühne gestanden und ist in drei Duetten auf dem aktuellen Album zu hören.
Nun soll es aber losgehen mit der Berichterstattung: Zu Beginn jedes Konzertes trat der Münchner Ausnahmekünstler vor sein
Publikum und gab einen kurzen Einblick in das Repertoire des Abends oder viel mehr erklärte er die verschiedenen Gesangstechniken
und insbesondere die Funktion des Mikrophons für den zweiten Teil, in dem das Wiener Lied interpretiert wurde. Im Gegenteil zur Operette im ersten Abschnitt, die mit mehr oder weniger ausgeprägter Opernstimme gesungen wird, soll das Wiener Lied zurückgenommen sein in der Lautstärke und Intensität. Damit die Worte auch in der letzten Reihe gut gehört werden können, wird die Stimme durch das Mikrophon leicht verstärkt. Kaufmann versichterte aber immer wieder mit einem Augenzwinckern, dass es natürlich kein Playback sei. Überhaupt gewann der symphatische Sänger schon bei der Ansprache vor jedem Konzert die Herzen seiner Zuschauer mit seiner charmanten Art im Sturm. Mit seinem Tablet hat der gefeierte Opernstar übrigens nur bei seinem ersten Konzert gesungen. Die Begründung dafür war ebenfalls sehr charmant dargebracht; Im Gegenteil zum Saal würde er seinem Gedächtnis nicht so sehr vertrauen, daher habe er die Texte mitgebracht. Nach der kleinen Ansprache, dem das erste Orchesterstück, die Ouvertüre zu "Eine Nacht in Venedig" vorangegangen war, sollte es aber endlich losgehen.
Wie schon erwähnt war der erste Teil dem Repertoire der Operette gewidmet, auch optisch erkennbar durch die Kleidung der zwei Künstler. Wenn Jonas Kaufmann an diesem ersten Abend der Tour ein wenig nervös war, dann hat er das bestens kaschiert. Stimmlich vom ersten Moment an da, bewies der 50jährige Opernsänger, warum er zu den Besten seines Fachs zählt und demonstrierte sein Können von Beginn an. Und das Publikum folgte dem sympathischen Sänger jederzeit und trug ihn und seine Gesangspartnerin gleichzeitig auf Händen. Die Duette waren schwungvoll dargeboten und man spürte die Verbundenheit der zwei Künstler und die große Freude, gemeinsam auf der Bühne zu singen und zu gestalten.
Beide versprühten eine große Energie auf der Bühne.Sie gestalteten sowohl ihre Soli wie auch die gemeinsam dargbotenen Stücke lebendig und nahmen die Zuschauer mit in die wunderschöne und bunte Welt der leichten Muse, die es so gar nicht ist, aber so klingen
soll. Die Stimme des Münchners klang strahlend und kraftvoll in den Höhen und warm und voll in der Mittellage, baritonal, wie so oft geschrieben wird. Seine schöne Gesangspartnerin Rachel Willis Sorensen, die mit dem Vilja-Lied im Zweiten Teil und " Rosalindes Klänge der Heimat" aus Johann Strauß Fledermaus im ersten Teil zwei wunderschöne Solonummern übernahm, begeisterte mit ihrer
ausdrucksstarken Stimme und einer großen Farbpalette, mit der sie die unterschiedlichen Stimmungen und tiefe Gefühle erzeugt.
Am Ende des Konzertes stand der gesamte Saal und die Zuschauer erklatschten sich insgesamt 4 Zugaben. Diese Zugaben waren in den nachfolgenden Konzerten in geringfügig geänderter Reihenfolge auch zu hören. In Stuttgart, Düsseldorf und Baden-Baden gab es noch ergänzend eine weitere Nummer dazu.
(C) Marcello Curto
Nur fünf Tage später, am 12. Januar, erfolgte das 3. Konzert der Tour in der Liederhalle in Stuttgart. Sie erinnerte in ihrem Aufbau und der Architektur im Inneren an die Meistersingerhalle in Nürnberg, wo eine knappe Woche später ebenfalls ein Konzert geplant war. In
Stuttgart gab es, vermutlich krankheitsbedingt, noch einige freie Plätze, auch in den vorderen Reihen, sodass
der eine oder andere Besucher sich noch ein kleines Upgrade verschaffen konnte.
Auch hier trat der Weltstar nach dem Orchestervorspiel mit der Prague Philharmonie unter der Leitung von Dirigent Jochen Rieder zuerst
an das für den zweiten Teil aufgebaute Mikrofon und erklärte dem Publikum,welche Bewandtnis es damit hatte. Auch in der Liederhalle
herrschte eine frohe Erwartung auf das bevorstehende Programm. Der Altersdurchschnitt war in Stuttgart noch ein wenig höher Mag sein, dass es deshalb bis in die zweite Hälfte hinein dauerte, bevor die Konzertbesucher so richtig wach wurden. Auch an diesem Abend trug die Sopranistin Rachel Willis Sorensen maßgeblich zum Erfolg bei und zog die Zuschauer mit ihrer atemberaubend schönen Stimme in ihren Bann ,zeigte ihre große Spielfreude und stellte ihr schauspielerisches und komödiantisches Talent unter Beweis.
Der Münchner Opernsänger und die schöne Sopranistin demonstrierten auch beim dritten gemeinsamen Konzertabend, wie sehr sie
auf der Bühne zusammen harmonieren und sich gegenseitg zu Höchstleistungen antreiben.
Jonas Kaufmann selbst wirkte an dem Abend des 12. Januar locker, entspannt und gelöst. DIe Stimme war frei, die Töne flossen und
erfüllten den gesamten Konzertraum. Die Freude für das dargebotene Repertoire war ihm jederzeit anzumerken, ebenso wie der große Wunsch, die Wiener Operette und das Wiener Lied den Menschen in Deutschland und ganz Europa näherzubringen und dafür die
gleiche Leidenschaft und Begeisterung zu entfachen, die er selbst in sich trägt. Und genau das ist dem sympathischen Künstler auch
an diesem Abend gelungen. Nach einer gewissen Aufwärmphase standen auch die Konzertbesucher in der Liederhalle und jubelten dem Ausnahmesänger begeistert zu und erklatschten sich am Ende sogar 5 Zugaben, die in folgender Reihenfolge zur Aufführung
kamen: "In einem kleinen Cafe in Hernals" , "Heut ist der schönste Tag in meinem Leben", "Schenkt man sich Rosen in Tirol"(als Duett
mit Rachel Willlis Sorensen), "Sag zum Abschied leise Servus" und das erste Mal auf dieser Tour "Der Tod, das muss ein Wiener sein".
Letzteres sang der Weltstar nur von seinem Dirigenten Jochen Rieder am Klavier begleitet, mit einem Mikrofon in der Hand. Er schritt währenddessen die gesamte Länge der Bühne ab und präsentierte sich so seinem gesamten Publikum. Diese wirklich schöne Geste
wussten die Zuschauer zu schätzen und schenkten Jonas Kaufmann dankbar noch mehr Jubel für die großartige Leistung an diesem wunderschönen Abend.
(C) Marcello Curto
Wir sind mittlerweile bei Konzert Nr. 7 angelangt: das Konzert am 22. Januar in der Laieszhalle in Hamburg. Zwischenzeitlich hatte den Münchner Ausnahmesänger ein hartnäckiger Infekt erwischt, der sich vor allem durch einen sehr unangenhemen Husten bemerkbar
machte. Erste Anzeichen dafür gab es drei Tage nach dem Auftritt in Stuttgart in Berlin. Das nachfolgende Konzert in Nürnberg musste
der 50jährige dann krankheitsbedingt absagen.
Zwei Tage später stand der Opernsänger bereits wieder in Paris auf der Bühne. Die Angeschlagenheit dort war auch noch in Hamburg weiter bemerkar. Der Weltstar war zwar insgesamt gut aufgelegt, die Stimme wirkte aber längst nicht so frei, klar und kraftvoll, wie man es sonst von dem Münchner gewohnt ist. Zudem wirkte Jonas Kaufmann teilweise
müde und ein wenig erschöpft. Das Publikum hatte ihn aber von Beginnn an sehr freundlich, herzlich und offen begrüßt und ihn in der Hansestadt herzlich willkommen geheißen. Die richtig große Begeisterung gab es im zweiten Teil. Ausgerechnet das Wiener Lied hatte es den Zuschauern angetan. Außerdem hatte Jonas Kaufmann auch in Hamburg eine starke Partnerin an seiner Seite, die ihn mit ihrer schönen Stimme unterstützte, ihm ein Teil der Verantwortung abnahm und das Publikum für sich einnahm. Die südafrikanische
Sopranistin Johanni van Oostrum war in Hamburg, Düsseldorf und Luzern an der Seite des Opernsängers. Das vierte Konzert in Nürnberg war ja, wie bereits erwähnt, ausgefallen. Der Auftritt in Hamburg, organisiert durch die Konzertdirektion Goette, hatte in der Laieszhalle genau den richtigen Ort gefunden. Man hätte sich keinen schöneren Platz vorstellen können in der Hansestadt.
Plötzlich war der gesamte Zuschauerraum auf den Beinen, jubelte, klatschte und unzählige Bravorufe schallten durch den Raum.
Und auch wenn im zweiten Teil noch nicht alles so kraftvoll wie gewohnt von dem Münchner dargeboten wurde, wirkte er deutlich entspannter und vielleicht ein wenig erleichert, nicht mehr mit der vollen Opernstimme singen zu müssen. Gestik und Mimik wirkten locker und ein Lächeln huschte nun deutlich häufiger über sein Gesicht. Genau das schuf nun auch eine intensivere Verbindung zu den Menschen im Konzertsaal. Am Ende gab es in Hamburg zwei Zugaben; "In einem kleinen Cafe in Hernals" und "Sag zum Abschied leise
Servus". Letztere Nummer gab es serviert mit einem kleinen Augenzwinkern. Das Publikum nahm die Geste auf und fiel mit ein in den
Refrain. Dieses wiederum registrierte der 50jährige Weltstar seinerseits mit einem Lächeln und verabschiedete sich herzlich und dankbar von seinen Fans in der Hansestadt.
(C) Sebastian Madej
Der letzte Auftritt im Festspielhaus Baden-Baden am 1. Februar war ein würdiger Abschluss der" Mein Wien" Tour von Jonas Kaufmann.
An diesem Abend wieder an seiner Seite, die amerikanische Sopranistin Rachel Willis Sorensen. Es spielte wie auch auf der gesamten
Tournee die Prague Philharmomia unter der Leitung von Jochen Rieder. Eine Stunde vor Konzertbeginn wurden noch Tickets verkauft, ein paar wenige freie Plätze gab es auch an diesem Abend. Das ist wohl sicherlich der Erkältungszeit geschuldet. Die Stimmung im Saal war nicht schlecht, aber die ganz große Euphorie fehlte. Das lag sicher nicht an der Leistung der Künstler auf der Bühne, sondern an der Zusammensetzung des Publikums, das teilweise schwer aus der Reserve zu locken war. Jonas Kaufmann, seine Bühnenpartnerin Rachel Willis Sorensen und das Orchester unter der Leitung von Jochen Rieder gaben jedenfalls ihr Bestes und boten an diesem Abend eine großartige und überzeugende Leistung. Der 50jährige Opernsänger, der zwei Tage zu vor in Luzern noch sehr mit seinem Husten zu kämpfen hatte, war zwar auch in Baden-Baden noch nicht hundertprozentig gesund, aber auf einem guten Weg. Mit Hustenattacken
musste er sich am 1. Februar nicht mehr herumquälen und die Stimme hatte wieder deutlich an Kraft und Glanz gewonnen. Die Stimmung an sich war ausgesprochen gut und entspannt. Auch in den Duetten mit der amerikanischen Sopranistin versprühte der Ausnahmesänger eine große Energie und Spielfreude und parierte charmant die Bälle, die ihm seine Bühnenpartnerin zuwarf. Und wieder war die fantastische Chemie der zwei Sänger in jeder Sekunde zu spüren. Unbedingt zu erwähnen ist noch die herausragende
Leistung von Rachel Willis Sorensen in ihren Soli. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit ließ sie die Töne ihrer Kehle entgleiten und erfüllte damit den Raum bis in die letzte Reihe des Festspielhauses. Die Bühnenpräsenz der Künstlerin ist ohnehin eine Klasse für sich.
Zudem besitzt sie eine ganze Menge Humor, Selbstironie und mindestens genauso viel Charme. Dass die Sopranistin auch noch eine bildhübsche Frau ist, vervolllständigt das Gesamtpaket nur noch. So strahlte die Opernsängerin in Baden-Baden ganz besonders schön und gewann die Herzen der Zuschauer im Sturm. Ein Highlight auch beim letzten Konzert war ganz sicher das Vilja-Lied, das so manchen im Saal tief berührte.
Zurück zum deutschen Opernsänger. Dieser betrat wie immer nach der Pause die Bühne im dunkelblauen Anzug und Krawatte, um auch optisch den Wechsel von der Operette zum Wiener Lied deutlich zu machen. Erstaunlicherweise war es auch in Baden-Baden so, dass der zweite Teil des Konzertes noch mehr Begeisterung hervorrief und das Publikum am Ende doch zumindestens zum großen Teil von seinen Sitzen holte. Ganz so einfach war das im Festspielhaus allerdings nicht. Die Künstler auf der Bühne gaben aber alles und nahmen den Jubel dankbar und mit einem strahlenden Lächeln entgegen. Wie viel Zugaben es gab? Selbstverständlich alle fünf! Den Abschluss bildete eine letztes "Sag zum Abschied leise Servus". Und zumindestens einige von uns haben mit eingestimmt. Wer kann schon von sich behaupten, zusammen mit Jonas Kaufmann gesungen zu haben. Textsicher sind wir nach dieser umfangreichen Tournee ganz bestimmt. Zum Abschied gab es ein herzliches Lächeln und einen letzten Gruss des deutschen Weltstars.
(C) Festspielhaus Baden-Baden
Und wir sind glückselig hinaus getanzt in die Nacht mit all den wunderbaren Melodien im Kopf und dem Gefühl ,im Walzertakt durch den Raum zu schweben. Das war es also nun, das Ende der" Mein Wien" Tour und das letzte Konzert in Baden-Baden. Kaum zu glauben, dass es nun vorbei ist. Was bleibt ,sind die wunderbaren Erinnerungen, die jeder in sich trägt und das Lächeln, das einem ins Gesicht gezaubert wird, wenn wir uns diese ins Gedächtnis rufen. Fast 20.000 Karten sind verkauft worden. Durch insgesamt 10 Städte führte diese Tournee und nahm die Zuschauer mit in eine wunderschöne Welt, bescherte viele unbeschwerte Stunden und verbreitete den Geist Wiens und seiner Musik quer durch Deutschland und Europa. Möge dieser Geist der Musik weitergetragen werden und niemals mehr zum Schweigen kommen. Es ist die Sprache, die jeder Mensch versteht und die unsere Welt miteinander verbindet, über Länder, Grenzen und Kontinente hinaus.
Wir sehen und hören uns recht bald aus München wieder. Dann gibt es u.a meine Eindrücke von der Tosca mit Anja Harteros, Erwin
Schrott und Joseph Calleja und eine Traviata mit Ermonela Jaho. Alles weitere ergibt sich manchmal auch ganz spontan....
(C) garten-hennerbichler.at & (C) Hannah Klug
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