Französischer Charme trifft auf  deutsches Liedgut...

Ludovic Tezier im Münchner Prinzregententheater!


Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper

22. Juli 2024

(C) Gregor Hohenberg / Sony Music


Es war der insgesamt fünfte Liederabend im Rahmen der Opernfestspiele, der am gestrigen Sonntag mit Ludovic Tezier und seiner Pianistin Maria Prinz im Prinzregententheater zu erleben war. Bedauerlicherweise war auch dieser Liederabend  nicht ausverkauft, was aber der Begeisterung im Saal keinen Abruch gab. Ob die eindeutige Verdunkelung des Zuschauerraums ein Grund dafür war ,sei mal dahingestellt. Laut des französischen Baritons, der bester Stimmung und bester Stimme war, kam die Idee die Lichter so stark herunterzudimmen von ihm und Maria Prinz, um eine ganz besonders intime Atmosphäre zu schaffen.

Wie auch immer, eine positive Auswirkung hatte das Ganze auf jeden Fall, das unablässige Blättern einiger Zuschauer in ihren Programmheften unterblieb. So war gestern ein außergewöhnlich ruhiges und konzentriertes Publikum zu erleben, ganz im Gegenteil zum Liederabend von Jonas Kaufmann genau zehn Tage vorher im Nationaltheater. Ludovic Tezier sang im ersten Teil französisches Repertoire, um genau zu sein "Les Nuits d`ete op. 7 von Hector Berlioz und war vor allem mit seiner beeindruckenden Opernstimme und gewaltigen Ausbrüchen zu hören, die schon bald das Auditorium des Prinzregententheaters erüllten. Aufmerksam lauschten die Menschen im Saal dem Opernsänger und seiner Liedbegleiterin Maria Prinz, die gemeinsam Geschichten über verschmähte Liebe, Verlust und Tod erzählten, düster, dunkel, melancholisch. Der 56 Jährige Franzose ist ein Künstler der sich sehr ernsthaft und intensiv mit der Bedeutung der Texte auseinandersetzt um deren Schönheit und Ausdruckskraft in der Musik zum Ausdruck zu bringen.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Im zweiten Teil gestaltete Ludovic Tezier dann mit einem unvergleichlichen Reichtum an Farben berückend zart und zerbrechlich die Rückert-Lieder von Gustav Mahler, die in seinem Herzen einen besonderen Platz einnehmen, da sie die ersten Lieder waren, die er in sein Repertoire aufgenommen hat. So wurde es immer leiser und mehr und mehr versanken die Zuschauer in den Klängen der Musik. Die Stimme des französischen Bariton schien eine fast hypnotisierende Wirkung zu haben und aufgrund seiner hervorragenden Textverständlichkeit, war jedes einzelne Wort zu verstehen, was den Genuss dieses Liederabends noch intensiver machte. Nach den dramatischen Ausbrüchen im ersten Teil, stand im zweiten Abschnitt alles im Zeichen einer wunderschönen Pianokultur. Den Abschluss der Rückert-Lieder bildete

"Ich bin der Welt abhanden gekommen", gefolgt von der Arie des Wolfram von Eschenbach "O du mein holder Abendstern" aus Richard Wagners Tannhäuser. Dieses war die erste Wagner Partie die Ludovic Tezier jemals gesungen hat. Das internationale Rollendebüt gab der Franzose in der aktuellen Produktion an der Bayerischen Staatsoper in München. Diese zwei Stücke gehörten ganz sicher zu den Höhepunkten des Abends, berückend schön, ergreifend und von einer großen Tiefe geprägt, in die man sich einfach hineinfallen lassen konnte. Den Abschluss des offiziellen Programms machte eine kleine Premiere oder auch ein Mini Rollendebüt. Zum ersten Mal überhaupt war der Weltstar in der Partie des Wotan, aus Richard Wagners Das Rheingold zu hören, den er im Jänner 2025 an der Opera national in Paris weltweit debütieren wird. Ein Vorgeschmack der unbedingt Lust auf mehr macht und wer weiß, vielleicht zieht es den einen oder anderen Besucher dieses Festspiel-Liederabend Anfang des nächsten Jahres nach Paris.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Dankbar zollte das Münchner Publikum den zwei überaus sympathischen Künstlern großen Beifall und feierte sie mit begeisterten Bravo Rufen. Zur Belohnung gab es noch drei Zugaben, u.a. "Zueignung" von Richard Strauss und das traumhaftschöne Chanson "Les feuilles mortes" (Joseph Kosma / Jacques Prevet) das noch einmal zum Träumen einlud. Die Sänger in ihrer Muttersprache singen zu hören ist immer eine spezielles Erfahrung und gibt den Liedern eine ganz besondere Tiefe und Herzenswärme.

Wie fast immer nach den Konzerten und Liederabenden im Prinzregententheater gab es auch am 21. Juli eine Signierstunde vor dem Eingang zum Gartensaal. Mit einer Engelsgeduld, reichlich guter Laune und einer Menge Charme widmete sich Ludovic Tezier im Anschluss seinen Fans und jeder bekam sein Autogramm und ein oder zwei gemeinsame Fotos mit dem Weltstar. Die Fotos zu machen hatte sich meine liebe Freundin Anne zur Aufgabe gemacht und die Menschen dankten es ihr von Herzen. Zudem lief alles sehr ruhig und geordnet ab und so hatte nach weiteren 40 Minuten dann auch der französsische Opernsänger endlich Feierabend und konnte mit seiner Frau und einigen Freunden ein hoffentlich gutes und wohlverdientes Abendessen genießen.

Für den 56Jährigen haben bereits am Samstag, am Tag seiner Rückkehr aus London, die Proben zur Wiederaufnahme der aktuellen Tosca Produktion begonnen, die am 20. Mai diesen Jahres im Nationaltheater Premiere hatte. Die drei Festspielvorstellungen habe ich in den letzten Beiträgen schon mehrfach erwähnt, mache es aber gerne noch einmal. Am 24.7., 27.7. und 30.7. stehen Ludovic Tezier (Scarpia), Jonas Kaufmann (er übernimmt in dieser Neuproduktion das erste Mal die Partie des Mario Cavaradossi) und Eleonora Buratto (Floria Tosca) zusammen auf der Bühne des Nationaltheater. Heute gab es für alle drei Vorstellungen wieder vereinzelte Tickets, nähere Infos dazu gibt es auf der Hompage der Bayerischen Staatsoper. Dort gibt es auch alles Notwendige über die "Oper für Alle" auf dem Max-Josef Platz und die Übertragung live auf Staatsopern TV, beides am 27. Juli.Ich wünsche allen Opernbesuchern jetzt schon spannende Erlebnisse mit dieser herausragend besetzten Tosca Neuproduktion und allen anderen musikalischen Veranstaltungen der Münchner Opernfestspielen, die noch weitere neun Tage laufen.


                          Musik allein ist die Weltsprache

                  und braucht nicht übersetzt zu werden.

 

                                                              (Berthold Auerbach)