Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper
12. Juli 2021
(C) Martin Felber / Kultur.com
Beim Blick aus dem Hotelfenster am Morgen des 11. Juli in Wien war die Laune erst einmal gedämpft. Am Abend sollte der erste Auftritt von Jonas Kaufmann zusammen mit Helmut Deutsch, seinem Liedbegleiter, ehemaligen Professor und langjährigen Weggefährten, im "Theater im Park" stattfinden, vorzugsweise bei schönem Wetter oder zumindest ohne Regen. Der Wettergott hatte ein Einsehen, so verzogen sich die Regenwolken nach und nach, und eine Stunde vor Beginn des Konzerts strahlte die Sonne vom blauen Himmel bei angenehmen 25-26 Grad. Besser hätte man es sich nicht wünschen können.
So war an dem ersten der drei Liederabende, die Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch in Wien zwischen dem 11. Juli und 8. August geben werden, jeder Platz belegt, vorwiegend mit weiblichen Gästen. Mit zehn Minuten Verspätung betraten die zwei Künstler bestens gelaunt um kurz nach sechs die Bühne des "Theater im Park", wurden bereits sehnsüchtig erwartet und stürmisch empfangen. Beide nahmen freudig die begeisterte Begrüßung ihrer Fans entgegen. Es war der Start in einen wunderschönen, sehr kurzweiligen und ausgesprochen unterhaltsamen Abend.
(C) Martin Felber / Kultur.com
Das Programm am Sonntagabend erinnerte an das, welches der Münchner Opernsänger letztes Jahr bei seinen ersten zwei Auftritten im "Theater im Park" gesungen hat, es gab aber auch einige Neuerungen und Ergänzungen. Am Ende war es eine rundum stimmige Zusammenstellung von Liedgesang, Wienerliedern und Operette, die in jedem Fall Lust auf mehr macht. Der erste Teil war wieder einer Auswahl von Richard-Strauss-Liedern gewidmet, insgesamt zwölf an der Zahl. Eine kleine Unterbrechung benötigte es, nachdem ein Teil der Zuschauer seine Anerkennung mit Applaus bekundete. Charmant erklärte der 52-jährige Opernsänger, wie es sich mit dem Liedgesang verhält, dass er über einen begeisterten Applaus nach der Darbietung der Strauss-Lieder sehr erfreut wäre, den Zyklus aber gerne durchsingen würde. Und das Publikum folgte bereitwillig seiner Bitte und lauschte konzentriert und respektvoll seiner Darbietung. Im Anschluss gab es dann den verdienten Applaus. Damit war der erste und der ernstere Teil des Programmes beendet und der entspannte und unterhaltsame wurde eingeleitet. Wienerieder, Wiener Schmankerl und ein wenig Operette.
(C) Barbara Horstmann
Wer den sympathischen Ausnahmekünstler bereits bei seinem überragenden Tristan-Debüt an der Bayerischen Staatsoper in München während der Opernfestspiele erleben konnte, der bekam am 11. Juli im "Theater im Park" wahrlich ein Kontrastprogramm der besonderen Art geboten. Bestens gelaunt gab der deutsche Weltstar zahlreiche Wienerlieder zum Besten und hat den sogenannten Wiener Schmäh laut meiner Freunde mittlerweile schon recht gut verinnerlicht. Locker und gelöst wirkte Jonas Kaufmann, der vor traumhafter Kulisse, lauen Temperaturen und in Begleitung seines kongenialen Partners Helmut Deutsch am Klavier immer mehr aufdrehte. Die unbändige Freude, die der 52-Jährige bei der Interpretation der Wienerlieder und auch der Operette versprühte, sprang nahtlos auf das begeisterte Publikum über. Der Opernsänger ist auch hierbei ein kreativer Gestalter und verleiht den Texten den Ausdruck und Inhalt, die sie verdienen. Frech, ironisch, ein wenig schlüpfrig und manchmal auch böse sind die ausgewählten Stücke. Jonas Kaufmann weiß jede Stimmung sehr charmant und witzig zu Gehör zu bringen. Wieder einmal beweist er seine großen Qualitäten als Entertainer und reißt seine Fans mit. Er besitzt eine große Portion Selbstironie, nimmt sich selber nicht zu ernst, ohne dabei albern zu wirken, und zollt jedem Komponisten jederzeit den verdienten Respekt. Die Lebensfreude und der Spaß an dieser Musik sind auf der Bühne in jedem Moment zu spüren, genauso wie die tiefe Verbundenheit zu seinem Liedbegleiter und Freund, Professor Helmut Deutsch.
(C) Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper
Nach dem Ende des offiziellen Teils gab es neben stürmischem Applaus, begeisterten Bravo-Rufen und Standing Ovations zahlreiche Geschenke, Blumen, Sekt und sogar einen Geburtstagskuchen. Die Damen eilten zahlreich zur Bühne, um ihre Glückwünsche und ihre Gaben an das Geburtstagskind vom 10. Juli zu überbringen. 52 Jahre jung ist der Opernsänger am Samstag geworden und sieht einfach umwerfend gut aus. So strahlt derzeit nicht nur seine Stimme so schön und frisch wie lange nicht, sondern auch der Künstler selber vor Glück und Zufriedenheit. Nach dem Empfangen der vielen Glückwünsche verschwanden die Künstler kurz hinter der Bühne und kamen wenige Augenblicke später mit einem Glas Wein in der Hand zurück. Und dann wurde die Stimmung noch ein wenig mehr angeheizt. Sechs(!!!) Zugaben waren dem Publikum im "Theater im Park" vergönnt, und es war eine wahre Freude. Jonas Kaufmann war nicht mehr zu halten, bot all sein komödiantisches Talent auf und gab lebensecht und brüllend komisch mit dem Weinglas in der Hand den Betrunkenen auf der Bühne. "I bin a stiller Zecher" gehört definitiv zu den Highlights an diesem Abend. Ganz großes Kino! Aber auch "Der alte Herr Kanzleirat" oder "Ach, Sie sind mir so bekannt" trieben den Zuschauern vor Lachen die Tränen in die Augen. Selbstverständlich durften Klassiker, wie "Wien, Wien, nur Du allein" oder "Sag beim Abschied leise Servus", nicht fehlen. Ein wenig ruhiger wurde es beim Titel "Wenn der Herrgott net will", aber das war vollkommen in Ordnung. Bei aller Euphorie und Freude gehört auch immer ein wenig Nachdenklichkeit dazu und eine große Dankbarkeit für das, was uns geschenkt wird. So wie dieser wunderbare Abend im "Theater im Park". Zwei großartige Künstler aiuf der Bühne, ein lauer Sommerabend, ein wunderschöner Ort, um gemeinsam mit guten Freunden und begeisterten Menschen Musik live zu genießen. Das ist wahrhaft ein großes Glück und Balsam für unsere ausgehungerten Seelen..
(C) Barbara Horstmann & Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper (Bild 4)
So endete gegen 19:40 Uhr der Liederabend mit Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch. Beschwingt und seelig machte man sich auf den Heimweg oder ins nahe gelegene Restaurant Stöckl, um dort gemütlich bei einem Glas Wein und einem guten Essen den wunderschönen Abend ausklingen zu lassen. Eine kleine Gruppe Zuschauer hatte vor dem gemeinsamen Abendessen noch das große Glück einer entspannten Begegnung mit einem gut gelaunten Jonas Kaufmann. Nachdem der sympathische Sänger sein Interview beendet hatte, nahm er sich noch Zeit für seine Fans, die überglücklich und dankbar für dieses unerwartete Geschenk jede Minute genossen. Ein perfekter Abschluss für einen rundum gelungenen Abend.
Der Weltstar aus München mit zweitem Wohnsitz in Wien ist zur Zeit auf einem Leistungsniveau, das nur schwer zu toppen ist. Die Stimme klingt frei und strahlend, und alles scheint machbar zu sein. Der Opernsänger wirkt in sich ruhend, erholt und genießt offensichtlich jede Minute auf der Bühne. Und vor allem genießt er es ganz sicher, wieder live für sein Publikum zu singen. Das hat der Künstler am Sonntag mehrfach mit einem strahlenden Lächeln betont. Morgen wird es dann wieder ernst und sehr traurig, wenn der vierte Tristan im Münchner Nationaltheater ansteht. Ein größeres Kontrastprogramm kann es wohl kaum geben. Aber genau das macht den Reiz aus, insbesondere für Jonas Kaufmann, und trainiert die Stimme auf eine ganz spezielle Weise. Meine Rezension zum Münchner Tristan gibt es dann nach dem 31. Juli. Vorher stehen noch die Abschiedsgala für Nikolaus Bachler am 30. Juli an sowie der Liederabend von Ludovic Tézier am 20. Juli und das Konzert von Erwin Schrott am 25. Juli. Alles im Rahmen der Münchner Opernfestspiele.
Bis dahin wünsche ich allen meinen Lesern eine gute Zeit und immer ein wenig Musik im Herzen und auf den Lippen.
(C) Barbara Horstmann
Für alle Fans des Münchner Opernsängers und seines kongenialen Begleiters am Klavier, Professor Helmut Deutsch, die nicht das Glück hatten, beim ersten
Liederabend dabei zu sein, gibt es noch ausreichend Gelegenheit, um in den Genuss dieses musikalischen Highlights des Sommers zu kommen. Am 3. und 8. August ist das dynamische Duo zwei weitere
Male auf dem wunderschönen Gelände des "Theater im Park" in Wien zu erleben. Für den zweiten Termin gibt es ggf. noch einige Restkarten, für den 8. August sind noch reichlich freie Plätze zu
haben. Auf der Website des Theater im Park findet Ihr alle notwendigen Informationen und
könnt Euch eines der begehrten Tickets sichern. Los geht's !
(C) ursprüngliche Quelle ORF / Seitenblicke
Gute Musik und die Seelen der positiven Menschen
sind harmonische Energie, die uns mit der
geordneten Energie des Universums verbindet
(Max Planck)