Die Kultur in der Krise und kein Lockdownende in Sicht!


                     23. Februar 2021

                 Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper


Monat um Monat vergeht und eine Lockdownverlängerung folgt der nächsten. Die Hoffnung auf eine Besserung, im Kreise der Kulturschaffenden schwindet mehr und mehr. Die Situation vor allem für die kleinen, privat geführten Theater und Soloselbständigen wird zunehmend unerträglicher. BIs auf eine kurze Phase im Herbst letzten Jahres sind Theater, Opern und Konzerthäuser nun seit fast einem Jahr geschlossen. Ganze Spielzeiten wurden abgesagt, Neuproduktionen gestrichen oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Nur wenige Opernhäuser sind auf die Onlineübertragung ausgewählter Vorstellungen umgestiegen, in der Regel auf  die Premiere. In Deutschland, Österreich und der Schweiz waren und sind zumindest die Erstausstrahlungen kostenfrei anzuschauen und im Anschluss ggf. als VOD (Video on demand) kostenpflichtig erneut abzurufen. Derzeit geht beispielsweise die Bayerische Staatsoper in München so vor: die Onlinestreams der Wiener Staatsoper sind insgesamt 24-48 Stunden kostenfrei zu genießen, sind dann aber  nach Ablauf der Zeit von der Website verschwunden. Ähnlich ist  es bei der Metropolitan Opera in New York. Dort gibt es Opernvorstellungen aus der Vergangenheit zu sehen und ergänzend dazu kostenpflichtige Konzerte mit ausgewählten Weltstars, u.a. Anna Netrebko, Bryn Terfel, Joyce Di Dinato, Roberto Alagna oder auch Jonas Kaufmann.: Die Gelegenheit in dieser unsicheren Zeit, die uns alle furchtbar einschränkt, Neuproduktionen zu machen, zu arbeiten, live aufzutreten, wenn auch ohne Publikum und nur im Onlinestream oder bei einer Übertragung im Fernsehen, ist nur sehr wenigen Künstlern vorbehalten. Das gilt für die Musiker der Klassikszene, genau wie für die Opernsänger. Der größte Teil ihrer Kollegen kämpft um die eigene Existenz oder hat bereits aufgegeben.


Insbesondere die jungen Künstler werden sich sehr genau überlegen, ob es für sie in der Kunst und Musikszene eine realistische Zukunft gibt oder ob der Wechsel in einen anderen Beruf nicht doch sicherer wäre. Wer den Wunsch hat, eine Familie zu gründen und auf eine sichere Zukunft zu bauen, der wird es sich vermutlich sehr genau überlegen, ob sich der Aufwand heutzutage noch lohnt. Ebenfalls bedroht von der Krise sind die zahlreichen kleinen und privat finanzierten Theater. Während auch die großen Theater, Opern- und Konzerthäuser schon rechnen müssen, wissen die kleinen Betreiber, das gilt auch für die Kinos, nicht mehr, wie sie die Unkosten decken und ihre Mitarbeiter bezahlen sollen. Die soziale Absicherung der Künstler ist gerade in Deutschland ein Problem,

,das sich genau in dieser Krise offenbart und für die Zukunft dringend angegangen werden muss. Ansonsten wird die Landschaft der Kultur und der Kulturschaffenden immer ärmer. Sie verendet langsam mehr und mehr und im Land der Dichter und Denker geht ein großes Stück Identität verloren. Diese Vorstellung ist fast unerträglich und bereitet einen fast körperlichen Schmerz. Es gilt also für uns alle,, aufzustehen für die Kunst und  Kultur, nicht nur im eigenen Land und dafür einzustehen, dass dieser Alptraum nicht Wirklichkeit wird. Auch die Weltstars der Klassikmusikszene nutzen ihren Bekanntheitsgrad dafür, um auf die kritische Situation ihrer weniger priviligierten Kollegen aufmerksam zu machen., aber auch auf die Bedeutung der Kunst für die Menschen,, die nach wie vor verschlossenen Türen der Opern und Konzerthäuser stehen und die trotz ausgefeilter Sicherheitskonzepte immer noch nicht öffnen dürfen. So spielen auch die bekannten Künstler vor leeren Sälen und Kameras.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Ganz besonders Jonas Kaufmann brachte die oben erwähnten Themen, die ihn offensichtlich sehr beschäftigen, immer wieder zur Sprache Die Sorge um die Verödung der Kulturlandschaft, Identitätsverlust der Gesellschaft, die verzweifelte Situation vieler Kollegen, die ungewisse Zukunft vieler junger Musiker und Sänger, sowie die drohende Schließung kleiner Theater, KInos ect. Ihm sei sehr bewusst, so äußerte er sich auch in aktuellen Interviews erneut, dass auch er zu den wenigen priviligierten Künstlern in seinem Fach zählt, die auch trotz der scheinbar unüberwindbaren Krise auftreten und sogar an Neuproduktionen wie gerade in Paris mitwirken durften. Und auch,, wenn die Vorstellungen, bis auf wenige Ausnahmen wie im Sommer und Herbst letzten Jahres, ohne Publikum stattfinden. Und auch die wenigen Gelegenheiten vor Zuschauern im Saal aufzutreten ,sei nur einem kleinen Prozentsatz vorbehalten. Da auch die bekannten und großen Opernhäuser während der langen Phase der Schließung weiter die hohen Unterhaltungs- und Personalkosten decken müssen, werden für die wenigen Neuproduktionen und Übertragungen die Künstler mit einem großen Namen und einem ebenso Bekanntheitsgrad engagiert. Dadurch öffnet sich die Schere zwischen einigen wenigen und der überwiegenden Mehrheit noch weiter. Es entsteht nun auch in der Berufsgruppe der Kulturschaffenden eine Art Zweiklassengesellschaft. Eine äußerst beunruhigende und negative Entwicklung, die es unbedingt aufzuhalten gilt.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Bezüglich des Publikums sagte der 51 Jährige Opernsänger, der seit bald einem Vierteljahrhundert auf der Opernbühne steht, er müsste unglaublich Abbitte leisten. Auch die Zuschauer im Saal haben einen entscheidenen Anteil daran, wie der jeweilige Abend verlaufen würde. Die Anwesenheit des Publikums wäre spürbar für die Künstler auf der Bühne und würde ihn und seine Kollegen zu noch höheren Leistungen anspornen. Erst wenn alles zusammentrifft, entsteht die Magie der Oper und der Zauber den sich jeder so sehr zu spüren wünscht. Dass am Ende jeder Opernvorstellung, jedes Konzertes oder Liederabends der Applaus nicht nur die verdiente Anerkennung ist, sondern auch die Sänger unterstützt, zurückzukehren in die Wirklichkeit hat, der sympathische Künstler im Laufe des letzten Jahres mehr als einmal erwähnt. Nicht, dass wir das als Publikum, Musik- und Opernliebhaber nicht gewusst oder geahnt hätten: trotzdem tut es gut, es von einem Weltstar wie Jonas Kaufmann zu hören. Es sei ausdrücklich erwähnt, dass selbstverständlich auch viele Kollegen des Münchners sich ähnlich geäußerst und eingesetzt haben in der  größten Krise der Kultur, die wir jemals erlebt haben: so zum Beispiel Joyce DiDinato, Till Brönner, Ann-Sophie Mutter, Ludovic Tezier, Igor Levit oder Christian Gerhaher. Ob dieser Kampf zu gewinnen ist, ohne allzu viele Opfer zu beklagen, werden die nächsten Wochen oder vielmehr Monate zeigen.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Nun, da wir immer wieder gehört haben, welche Bedeutung und Macht wir als Publikum besitzen und erfüllt von einer schier unerträglichen Sehnsucht, erfüllt, Musik, Theater und Kunst endlich wieder live zu erleben, wird es Zeit, das, auch wir uns erheben. Kunst, Kultur, Musik und Literatur sind die geistige Nahrung der Menschen und die Grundlage der Indentität in unserer Gesellschaft. Nebenbei geht es auch einfach für so viele Kulturschaffende ebenso wie für die gesamte Veranstaltungsbranche und alle Berufe, die an diese Branche gebunden sind, um die pure Existenz.. Auch Ihnen sollten unsere Gedanken gelten, in dem Wissen, dass die Welt ohne sie so viel leerer und trostloser wäre. Es gibt schon seit einem Jahr zahlreiche Möglichkeiten, Künstler, Sänger, Musiker auch finanziell zu unterstützen ebenso wie die zahlreichen Theater, Opern-, Konzerthäuser. Das ist zum einen möglich über eine Spende an die verschiedenen Stiftungen sowie dirket an die Theater Opern Und Konzerthäuser. Weiterhin gibt es die Gelegenheit, das Geld für bereits gekaufte Tickets und abgesagte Vorstellungen nicht zurückzufordern sondern als Guthaben für kommende Veranstaltungen zu speichern. Die Spende, zum Beispiel an die Metroplitan Opera oder das  Royal Opera House, können ganz einfach dirket über die Website getätigt werden. Auf der Seite von mdr Kultur sind sehr übersichtlich zahlreiche Möglichkeiten aufgeführt, Kulturschaffende zu unterstützen. Eine weitere Gelegenheit, sich für die Rechte der Künstler und für die Öffnung der Kunst und Kulturszene einzusetzen, ist es, eine der vielen Petitionen zu unterstützen oder einfach selber eine ins Leben zu rufen. Abschließend gibt es noch die Bitte, die Onlinestreams auch als VOD in Anspruch zu nehmen und dafür eine Spende zu hinterlassen oder auch die Bezahlung des regulären Ticketpreises für eine Vorstellung im Internet. So auch in meiner Heimatstadt München und der Bayerischen Staatsoper..

(C) Metropolitan Opera


Abschließend die Bitte an alle Künstler und Kulturschaffenden,nicht aufzugeben, denn wir brauchen Euch so dringend. Ohne Euch wäre die Welt öde, leer und um ein Vielfaches ärmer. Wir, Euer Publikum, Eure Fans, die Menschen, die Kunst, Musik und Kultur brauchen Euch wie die Luft zum Atmen. Wir stehen hinter Euch und kämpfen dafür, dass am Ende der Krise diese Welt genauso bunt,. vielseitig und lebendig ist wie vorher. Gemeinsam sind wir stark! Drei Worte gibt es noch zu sagen und das immer wieder....

         KUNST IST SYSTEMRELEVANT !!!