Ein paar Regeln für den perfekten Opernabend

Der folgende Beitrag ist nicht gedacht, um den Zeigefinger zu erheben oder Verunsicherung zu schaffen, im Gegenteil. Ihr sollt jeden Abend in der Oper in vollen Zügen genießen. Damit es den anderen Besuchern ganz genauso geht, gibt es auch hier ein paar ungeschriebene Regeln, die das Zusammensein einfacher und entspannter gestalten. Eigentlich sind es ganz selbstverständliche Dinge, die nicht viele Worte brauchen. Zumindest dachte ich das lange Zeit...Ich wurde aber schon häufig eines Besseren belehrt. Habe mich gewundert und auch reichlich geärgert. Um solche Ärgernisse in Zukunft zu vermeiden, möchte ich hier mal ein paar dieser ungeschriebenen Regeln niederschreiben:

 

Bitte schaltet die Mobiltelefone entweder vollständig aus oder sorgt dafür, dass sie keinen Ton von sich geben. Hier noch die Frage:

Ist es tatsächlich nicht möglich, für den Zeitraum einer Opernvorstellung oder zumindest bis zur jeweiligen Pause das Smartphone in der Tasche zu lassen? Wenn das nicht der Fall ist, muss man sich fragen, ob ein Besuch einer Opernvorstellung wirklich das Richtige ist.

 

Wo gerade das Smartphone zur Sprache kommt: während(!) der Vorstellung Fotos zu schießen oder Videos zu drehen, sollte eindeutig dem zuständigen Fotografen des jeweiligen Opernhauses vorbehalten sein. Abgesehen davon, dass es streng verboten ist, Aufnahmen jeglicher Art zu machen, ist es zudem auch störend für die anderen Opernbesucher. Und wenn dann auch noch ein Schlaumeier seinen Blitz verwendet, werden auch die Sänger auf der Bühne gestört

 

Ein sehr leidiges Thema ist der folgende Punkt: Das Nachvornelehnen! Warum muss ich mich, insbesondere in der ersten Reihe, nach vorne lehnen? Ich nehme damit meinem Hintermann/frau die Sicht auf die Bühne oder schränke diese zumindest ein. Und nicht nur das. Es gibt eine Kettenreaktion, die zur Folge hat, dass auch die hinteren Reihen am Ende eine entsprechende Einschränkung der Sicht haben. Man muss sich auch nicht wie auf der heimischen Fensterbank nach vorne legen, die Arme auf die Ellenbogen gestützt. Zu demThema Sichtbehinderung gehört auch die Unart, sich in die Lücken so hinein zu lehnen. Das betrifft jetzt in erster Linie die Sitzplätze im Parkett. Gerne üben sich darin Paare, die so ganz gemütlich wie auf dem Sofa zusammenn kuscheln.

 

Der nächste Punkt betrifft störende Unterhaltungen, die gerne mal während der Vorstellung geführt werden, anstatt diese auf die Pause zu verlegen. Nebenbei wird gleich nochmal das Programmheft studiert, um sich zu informieren, was  denn an dem Abend überhaupt gegeben wird, welches der Inhalt ist und welche Sänger auf der Bühne zu erleben sind. Offensichtlich gibt es vorher keine Zeit, um sich mit den erwähnten Punkten zu beschäftigen.

 

Kommen wir weiter zur im Herbst und Winter immer wiederkehrenden Erkältungs- und Grippezeit. Kein Mensch kann etwas dafür, wenn er sich einen dieser nervtötenden Viren anlacht. Wenn ich jedoch ununterbrochen mit Hustenattacken zu tun habe, sollte ich mir überlegen, ob der Besuch einer Musik- oder Theaterveranstaltung oder auch einer Lesung wirklich Sinn macht. Viele Menschen sind leider nicht in der Lage, so rücksichtsvoll zu husten, dass die Mitmenschen oder auch die Künstler, Musiker und Sänger nicht gestört werden. Man hustet wenn irgendwie möglich an den lauten Stellen und außerdem in ein Taschentuch oder Schal, um die Lautstärke zu dämpfen. Und die benötigten Hustenbonbons kann man bereits vor Beginn der Vorstellung vorbereiten. Eine wirklich üble Angewohnheit ist es, zu warten, bis das Licht verloschen ist und das Orchester begonnen hat(wieder) zu spielenund dann anzufangen, die erwähnten Hustenbonbons auszuwickeln, natürlich sehr sehr langsam, damit auch alle anderen Zuhörer möglichst lange etwas davon haben.

 

Als letztes gilt es noch, die Sache mit dem Bus zu erwähnen. Ich kann ja verstehen,dass, wenn man irgendwo auf dem Land wohnt und der Bus nur einmal pro Stunde fährt,  man bemüht ist, diesen möglichst nicht zu verpassen. Aber mitten in der Großstadt ist diese Sorge nun wirklich vollkommen unbegründet. Bleibt also die Frage warum sich seit einigen Jahren die Angewohnheit verbreitet hat, kaum ist der letzte Takt verklungen, fluchtartig das Theater oder das Opernhaus zu verlassen und loszusprinten.  Dieses Verhalten ist wirklich nicht besonders angebracht, stört die anderen Zuschauer und ist zudem nicht besonders  respektvoll den Künstlern, Sängern und Musikern gegenüber.

Eng verbunden mit dem fluchtartigen Verlassen des Opernhauses ist die Tatsache, dass heute kaum ein Zuschauer es aushält,für zumindest eine halbe Minute Ruhe zu halten, nicht gleich loszuklatschen und zu rufen, sondern die Musik auf sich wirken zu lassen. Manch einer, ob Zuschauer, Sänger oder Musiker, benötigt einige Augenblicke, um die Möglichkeit zu haben, ganz behutsam zurückzufinden ins Hier und Jetzt. Auch dieses Verhalten hat etwas mit Respekt zu tun, vor allem der Musik gegenüber sowie den Künstlern auf der Bühne und im Orchestergraben.

 

 Alle diese Punkte sollten eigentlich selbstverständlich sein und verlangen niemandem komplizierte Gedankengänge ab. Wenn sich jeder Zuschauer an diese "Vorgaben" und inoffiziellen Regeln hält, dürfte das ungetrübte Vergnügen einer Opern-(oder Theatervorstellung) bereits gegeben sein.