Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper
18. September 2022
(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper
Oper für Alle - Das Eröffnungskonzert in Rosenheim mit Freddie de Tommaso und Sonya Yoncheva
Das erste musikalische Highlight der neuen Saison gab es tatsächlich nicht in der Bayerischen Landeshauptstadt, sondern in Rosenheim. Laut Serge Dorny, war auch dieses Jahr der Grund um zu zeigen das die Bayerische Staatsoper natürlich nicht nur den Mitbürgern in München oFeen steht, sondern allen Menschen in ganz Bayern. Jeder ist eingeladen eine Vorstellung im Nationaltheater oder einem der anderen Staatstheater zu besuchen. Und so durften sich die Opern- und Klassikfans in Rosenheim auf einen hochkarätig besetzten Abend mit zwei international gefeierten Sängern freuen; der bulgarischen Sopranistin Sonya Yoncheva und dem Nachwuchsstar der Opernszene, dem britisch-italienischen Tenor Freddie de Tommaso. Die Leitung des immer wieder ausgezeichneten Bayerischen Staatsorchester, hatte der italienische Dirigent Daniele Rustioni. Es wurden unter anderem Arien und Duette von Guiseppe Verdi, Giacomo Puccini und Pietro Mascagni dargebracht und lösten immer wieder großen Jubel des dankbaren und begeisterten Publkums aus. Man muss dabei nochmal die ausgesprochen ungemütliche Wetterlage erwähnen, die leider seit einigen Tagen auch bei uns in Bayern herrscht. Aber die frostigen Temperaturen und die feuchte Luft, hatten die Menschen aus Rosenheim nicht davon abhalten können diese wunderbare Musik, die Bayerische Staatsoper, das Bayerische Staatsorchester und nicht zuletzt die großartigen Solisten Sonya Yoncheva und Freddie de Tommaso zu feiern und hochleben zu lassen. Auch der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Serge Dorny, hatte es sich nicht nehmen lassen zusammen mit dem BR dieses Oper für Alle Konzert zu besuchen, den Menschen zu danken für Ihre Anwesenheit und nochmals wieder die Einladung auszusprechen nach München zu kommen um dort einmal eine Vorstellung zu besuchen. Wer nicht die Möglichkeit hatte nach Rosenheim zu reisen, der konnte das gelungene Konzert, ebenfalls kostenlos, auf Staatsopern TV mitverfolgen. Ein Angebot das hoffentlich viele Opernfans in Anspruch genommen haben, denn es hat sich wirklich gelohnt. Und vielleicht lockt es ja am Ende doch den einen oder anderen Neuling in ein Opernhaus, es muss ja nicht nur unser wunderschönes Münchner Nationaltheater sein.
(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper
Das zweite Septemberfest der Bayerischen Staatsoper -
mit reichlich Regen und einer Menge Improvisation !
Groß gefeiert werden sollte die Eröffnung der neuen Spielzeit der Bayerischen Staatsoper. Mit einem Fest im Kaiserhof der Residenz. Eine Kostümvesrteigerung sollte es geben, u.a. die Kostüme von Anja Harteros und Jonas Kaufmann aus der leider schon wieder abgespielten Produktion von Andrea Chenier aus dem Jahre 2017. Dazu eine gute kulinarische Versorgung, viel Programm für die kleinen Opernfans, ein Interview mit Axel Ranisch und Mirjam Mesak, anlässlich der Weltpremiere von "Orphea in love", dazu mehr im nächsten Abschnitt. Am Samstag hatte die Bayerische Staatsoper sehr spontan reagiert und einige der in erster Linie musikalischen Programmpunkte zusätzlich in die Fünf Höfe in der Theatinerstraße verlegt. Das waren zum Beispiel die Pop up Oper mit den Ensemble Mitgliedern Galeano Salas (Tenor) und Emily Pogorelc (Sopran), das Hornquartett, bestehend aus Musikern des Bayerischen Staatsorchesters, oder dem Quarteto SolTango, die zum Schluss mit viel Leidenschaft und großer Lebensfreude dem Publikum einheizten.
Unterdessen gab es im Nationaltheater die Möglichkeit mit dem Chor der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung von Stellario Fagone einmal selbst die Stimme zu erheben und verschiedene Chorstücke aus den unterschiedlichsten Opern einzuüben und gemeinsam zum Besten zu geben. Des weiteren gab es noch zweimal das Ballett Herzkammern zu bewundern und im Cuvillies Theater die Produktion des jungen Opernstudio, " L`Infedelta delusa". Am Abend dann das Highlight dieses Eröffnungswochenende, die Weltpremiere von Axel Ranisch Opernfilm "Orphea in love". Langeweile ist also trotz der unbeständigen und ziemlich verregneten Wetterlage nicht aufgekommen.
Bedauerlicherweise zog sich genau diese Wetterlage auch am Sonntag fort und so wurde auch an diesem Tag das gesamte Programm im Kaiserhof der Residenz abgesagt. Die Programmpunkte im Nationaltheater und Cuvillies Theater, Mitsingchor, Ballett, Opernstudioproduktion, fanden aber planmäßig statt. Auch die Pop up Oper, wieder mit Galeano Salas und Emily Pogorelc, wurde spontan in die Rheingoldbar im Natinaltheater verlegt. Sehr zur Freude der anwesenden Opernfans.
Bleibt zu hoffen das wir nächstes Jahr wieder mehr Glück haben mit dem Wetter und Danke zu sagen an das gesamte Team der Bayerischen Staatsoper, an die Sponsoren die all das immer wieder ermöglich und natürlich an alle Künstler, Sänger und Musiker die uns mit so viel Lebensfreude und Können in ihre wunderbare Welt der Oper entführt und für einige Stunden rausgerissen haben aus unserem Alltag und den kleinen und großen Sorgen.
Die offizielle Saisoneröffnung und die erste Vorstellung mit allem was dazu gehört wird es in zwei Tagen geben. Dann hebt sich zum ersten Mal in dieser Spielzeit der Vorhang für Benjamin Brittens Oper Peter Grimes in der Inszenierung von Stefan Herheim, die am 6. März im Nationaltheater Premier feierte. Die Titelpartie singt dann zum ersten Mal an diesem Haus, der deutsche Weltstar Jonas Kaufmann. An seiner Seite, Rachel Willis- Sörensen als Ellen Orford und Christofer Purves als Kapitän Balstrode. Meine Eindrücke dazu gibt es wie so oft am Ende der Vorstellungsserie als Zusammenfassung.
(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper
Weltfilmpremiere im Münchner Nationaltheater!
“Orphea in love“ von Axel Ranisch
Kommen wir zu meinem persönlichen Highlight an diesem Eröffnungswochenende, der Weltpremiere des Opernfilm "Orphea in love" von Axel Ranisch am Samtag im Münchner Nationaltheater. Mit einem großen Medienaufgebot begann der Abend, zahlreiche Pressefotografen und Journalisten waren der Einladung der Bayerischen Staatsoper und ihrer eigenen Neugier gefolgt. Und natürlich das treue Münchner Publikum das gespannt auf den Beginn der Filmpremiere wartete und mit ein wenig Abstand den Presserummel betrachtete. Nach einer kleinen Einleitung durch zwei Mitarbeiter des Filmfest München und Regisseur Axel Ranisch, liefen um viertel vor neun die ersten bewegten Bilder über die Kinoleinwand.
Und schon nach kurzer Zeit wurde man hineingezogen in eine Geschichte die als Grundlage eine der berühmtesten und ersten Opernstoffe zu Grunde hat;
Orpheus und Eurydike. Die Welt von Orphea, der Titelheldin, dargestellt von der überragend singenden und spielenden estonischen Sopranistin Mirjam Mesak, ist manchmal wild und verrückt, tragisch,
traurig, romantisch und einfach voller Überraschungen. Nicht immer weiß man so genau was wirklich in ihrer realen Welt geschieht und was in ihrer Fantasie passiert. Die Grenzen verschwimmen und
genau das macht den Reiz aus. Eine Achterbahn der Gefühle ist dieser Film nicht nur für die Hauptprotagonistin Nele, sondern auch für die Zuschauer. Lachen, Weinen, manchaml auch beides
gleichzeitig lösen die Situationen und Gefühle aus die Nele im Laufe der Handlung durchlebt. An ihrer Seite ist der fantastische Tänzer Guido Badalamenti in der ,fast, stummen Rolle,
ihrer großen LIebe Kolya. Der junge Mann verdient sich seinen Lebensunterhalt als Straßendieb und drückt seine Gefühle Nele gegenüber über Tanz und Bewegung aus. Diese Art der Darstellung ist
unglaublich intensiv und ist die perfekte Ergänzung zur traumhaft schönen Stimme von Mirjam Mesak. Nele, die als Mitarbeiterin in einem Callcenter arbeitet, hat einen sympathischen Kollegen,
gespielt von Galeano Sala, der sie immer wieder aufbaut und zum Lächeln bringt wenn die böse Chefin wieder einmal ihre fiesen Züge an Nele auslässt. Ganz zu Beginn gibt es ein gemeinsames
Duett aus Puccinis wunderbarer Oper La Rondine. An der Seite von Mirjam Mesak und Guido Badalamento sind noch zahlreiche weitere Kollegen aus Oper und Theater zu erleben, manchmal geben sie den
Theaterspauspielern auch einfach ihre Stimme ohne dabei in Erscheinung zu treten. Ich kann nur sagen, das mich der Film von Axel Ranisch von der ersten bis zur letzten Minuten mitgenommen,
abgeholt, gefesselt und berührt hat. Und das Mirjam Mesak mit Sicherheit eines der größten Talente in der Welt der Oper zählt. Sie hat die Gabe die Menschen mit ihrer Stimme zu berühren, während
sie tief eintaucht in die Figur die sie verkörpert, eins mit ihr wird und auch einen kurzen Blick in ihre eigene Seele gewährt. Von ihr werden wir noch viel hören und erleben. Zum Beispiel ab
Sonntag in Verdis Don Carlo an der Bayerischen Staatsoper als Tebaldo / der Stimme vom Himmel am 25.9., 28.9. und 2.10. und als Oscar in Verdis Un ballo in maschera im November diesen Jahres.
Beides sind übrigens zwei weitere Rollendebüts für die junge Sopranistin. Alles Gute dafür !
Axel Ranisch kann man zu einer weiteren wunderbaren, kreativen, stimmigen, ästhetisch schönen und unglaublich wertschätzenden Opernproduktion / Opernfilm gratulieren. Man spürt in jedem Moment die große Liebe und Leidenschaft sowohl für den Film als auch für die Oper.
Mit „Orphea in love" ist ihm die perfekte Verbindung zwischen diesen zwei Kunstformen gelungen. Der Kinostart von "Orphea in love" ist dann nächstes Jahr am 30. März. Wann die Übertragung auf Arte geplant ist war noch nicht zu recherchieren, sicher aber nach dem Filmstart in den Kinos.
(C) Bayerische Staatsoper
Abschließende Worte zur Saisoneröffnung...
Das war es nun also, das Eröffnungswochenende zur neuen Spielzeit der Bayerischen Staatsoper, mit dem improvisierten Septemberfest, dem Oper für Alle Konzert in Rosenheim und der Weltfilmpremiere von „Orphea in love“. Insgesamt war das ein wirklich gelungener Auftakt in die Saison 2022/23; bunt, vielfältig, unterhaltsam, abwechlungsreichund und sehr schön. Und die ersten drei Tage machen Lust auf mehr und auf viele ereignisreiche Monate und spannende Premieren, geliebtes Repertoire, hochkarätige Besetzungen, Weltstars und talentierten Nachwuchs, vermutlich noch einige Einspringer und einfach die wunderbare Welt der Oper, der klassischen Musik und natürlich auch des Balletts zu erleben. Ich freue mich endlich wieder darüber zu berichten; auf meinem Blog, auf meinem Instagram Account aber hoffentlich auch auf einigen neuen Wegen. Wir sehen uns in den Opernhäusern in München, in Deutschland und Europa.
Die Musik reicht aus
für ein Leben -
aber ein Leben reicht nicht aus
für die Musik.
(Sergei Rachmaninoff)