Sehnsucht nach Normalität auch in der Kultur...!

Wann dürfen wir Kunst ,Theater und Musik  endlich

wieder frei und  unbeschwert genießen?

      Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper

                     29. Dezember 2021

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Auch fast zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben wir kaum so etwas wie Normalität in unserem Alltag zurückerlangt, und immer wieder müssen wir nach einer Phase der Erholung und der Hoffnung Rückschläge hinnehmen. Insbesondere die Branchen der Hotellerie, Gastronomie und Kultur haben unter diesen Bedingungen zu leiden. Gerade wenn es wieder aufwärts zu gehen scheint, kommt die nächste Einschränkung, und der Kampf ums Überleben beginnt erneut. Ein Auf und Ab, das ziemlich an den Nerven zerrt. Immerhin geht es fast immer um die eigene Existenz und auch die Angst, die Familie nicht mehr ernähren zu können. Vor allem viele junge freiberufliche Künstler wissen nicht, wie es weitergeht und wie sie ihre Lebenshaltungskosten bezahlen sollen, wie lange es ihnen noch möglich sein wird, ihren Beruf, der fast immer in dieser Branche von großer Leidenschaft geprägt ist, auszuüben. Wer sich schon einen Namen gemacht hat, kann zwar ein wenig aufatmen, in Sicherheit wiegen darf sich aber kaum jemand. Es gibt natürlich ein paar sehr privilegierte Künstler - im Bereich der Opernszene sind das Namen, wie Jonas Kaufmann, Anna Netrebko oder Lisette Oropesa, Erwin Schrott und Ludovic Tézier. Sie hatten auch während der zahlreichen Lockdowns noch ausreichend Gelegenheit zu arbeiten und ihre Kassen zu füllen. Diese Weltstars stehen für eine Minderheit von Künstlern, die bislang wohl ziemlich unbeschadet durch zwei Jahre Corona-Pandemie gekommen sind und weiter recht unbesorgt der Zukunft entgegenblicken dürften.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Was aber machen die Künstler, die nicht die Kontakte, den Status und Bekanntheitsgrad ihrer bereits erfolgreichen und berühmten Kollegen besitzen? Sollen sie weitermachen und hoffen, dass man bald zur Normalität zurückkehren kann, oder aufgeben und sich einen Beruf suchen, mit dem man zuverlässig Geld verdienen und die eigene Familie ernähren kann? Den Traum aufgeben oder die Hoffnung auf Besserung bewahren, alles ohne jegliche Garantie? Eine Entscheidung, die jeder für sich selber treffen muss. Gerade für junge Künstler, Musiker, Schauspieler oder Sänger eine schwierige Frage, die schließlich die gesamte eigene Zukunft beeinflussen wird. Eine ausreichende Unterstützung vom Staat gibt es zumindest in Deutschland immer noch nicht. Die Anträge sind aufwendig und die Auszahlung dauert viel zu lange. Am Ende reichen die Zahlungen gerade mal so, um zu überleben, und wenn man Glück hat, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Die Theater, Opernhäuser oder Kinos müssen immer wieder schließen oder ihre Kapazitäten massiv reduzieren, so dass sich für zahlreiche private Betreiber eine Öffnung kaum rentiert, weil die Kosten meist höher sind als die Einnahmen. Die nach wie vor schwierige, wenn nicht gar dramatische Situation der Künstler sowie der Opernhäuser, Theater und Kinos ist die eine Seite, aber was macht das alles eigentlich mit uns Menschen, die Kunst, Kultur, Theater und Musik so sehr in unserem Alltag brauchen? Einige persönliche Gedanken dazu im nächsten Abschnitt meines Beitrags.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Seit fast zwei Jahren müssen auch wir immer wieder auf das verzichten, was uns Freude macht, uns neue Energie gibt und für die Mühen des Alltags belohnt.

Die Kunst und Kultur sind wesentliche Säulen unserer Gesellschaft, machen das aus, was wir als Gesellschaft sind und wofür wir stehen. Die Kunst und Kultur, wozu auch die Sprache gehört, zeigen unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf. Langfristig auf all diese Dinge zu verzichten, schadet unserem seelischen Wohlbefinden und bringt unser inneres Gleichgewicht ins Wanken. Kunst, Kultur, Musik oder auch ein gemeinsames Essen in einem guten Restaurant gemeinsam zu erleben und zu genießen, schweißt uns zusammen, ist eine Energiequelle, eine Oase, in der wir Kraft tanken können. Auf diese wunderbaren Erlebnisse zu verzichten, ist auf längere Sicht frustrierend, und die Sehnsucht nach einem Stückchen Normalität auch in diesen Bereichen unseren Lebens wird von Tag zu Tag größer. Werden uns diese Freuden auf Dauer geraubt, macht uns das irgendwann krank. Burnout-Syndrom und chronische Erschöpfungszustände würden sich noch weiter in der Gesellschaft verbreiten, die nicht mehr wüsste, wie sie dieser Herr werden soll. Das ist natürlich eine sehr drastische Darstellung, soll aber zeigen, wie ernst diese ständigen Restriktionen zu nehmen sind und welche Auswirkungen sie meiner Meinung nach haben werden. Diese Worte sind meine sehr persönlichen Gedanken zu einem Thema, das mir am Herzen liegt und über das ich ziemlich häufig nachdenke. So empfinde ich diese Situation der seit zwei Jahre bestehenden Corona-Pandemie. Auf meine belastende berufliche Situation als Krankenschwester und die meiner Kollegen/Kolleginnen in einer großen Münchner Klinik möchte ich hier nicht näher eingehen; das ist eine andere Baustelle. Es gibt noch zahlreiche weitere Themengebiete, die man ansprechen müsste, aber hier geht es vorrangig um die Krise in der Kunst und Kultur, an der so viel anderes hängt. Die ganze Veranstaltungsbranche habe ich bisher noch nicht erwähnt, auch sie ist massiv in ihrer Existenz bedroht und fühlt sich oft ziemlich alleine gelassen von den Politikern. Die häufigen Schließungen oder auch nur die Reduzierung der Zuschauerzahlen und die immer strengeren Auflagen bringen viele der Veranstalter an ihre finanziellen Grenzen.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Die schlechte Nachricht ist, dass sich die bestehende Situation wohl mit ziemlicher Sicherheit noch ein weiteres Mal für uns alle verschlechtern wird. Dieser Winter dürfte noch einmal große Herausforderungen an die Gesellschaft stellen. Ich hoffe aber mit jeder Faser meines Körpers, dass wir im nächsten Frühjahr endlich das Schlimmste überstanden haben und unser Leben wieder in vollen Zügen werden genießen können, all das, was für uns Glück und Leidenschaft bedeutet. Bis dahin heißt es durchhalten und das mitnehmen, was machbar ist, sei es als Kulturschaffender oder als Mensch, der die Kunst und Kultur braucht und liebt.

So werden wir halbleere Konzert- und Opernhäuser oder Kinos ertragen müssen oder auch deren erneute Schließungen. Auch das gemeinsame Essen nach dem Theater- und Opernbesuch mit Familie oder Freunden wird aufgrund strenger Sperrstunden meistens wegfallen. Die große Silvesterparty wird noch ein Jahr warten müssen, und wer jetzt heiratet oder plant, einen runden Geburtstag groß zu feiern, wird gezwungenermaßen dies noch einmal verschieben müssen. Viele Künstler werden jedes Engagement annehmen, um im Winter über die Runden zu kommen, und diejenigen, die noch mitten im Studium sind, werden immer wieder darüber nachdenken, ob sich die Mühe lohnt und ob sie ihren großen Traum doch noch verwirklichen können. Aber ich bin guter Hoffnung, dass sich das Durchhalten lohnen und wir zusammen im nächsten Jahr endgültig die Auferstehung der Kultur feiern werden. Wir dürfen nur nicht vergessen, miteinander für diesen so wichtigen Bereich in unserem Leben und unserer Gesellschaft einzustehen, immer wieder darüber zu sprechen, uns stark zu machen für alle Menschen, die in dieser Branche arbeiten und sie am Leben halten. Das betrifft ebenfalls das Kunstgewerbe, die Maskenbildner, Kostümbildner, Schuhmacher, Kulissenbauer, die gesamte Technik, aber auch die gesamte Versorgung. Auch ihre Existenzen sind massiv bedroht, und ohne diese fantastischen Menschen würde sich an keinem Abend der Vorhang heben, auch nicht für die Superstars der gesamten Musik- und Theaterszene. Ihnen möchte ich ganz besonders Dank sagen für ihre manchmal übermenschlichen Leistungen.

(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Was am Ende bleibt, ist neben den Sorgen, wie es weitergehen mag, auch eine große und berechtigte Hoffnung auf ein gutes Ende, einen strahlenden Neubeginn für uns alle und auf eine unbeschwerte Zukunft. Wir werden jeden Tag ins Theater, in die Oper oder ins KIno gehen, uns Kunstausstellungen anschauen, mit Familie und Freunden in einem schönen Restaurant ein gutes Essen genießen oder in einer Weinbar ein Glas edlen Weins. Wir werden feiern, das Leben feiern und diese überwiegend düstere Zeit hinter uns lassen. Das sind doch wirklich wunderbare Aussichten. Denken wir immer wieder daran, geben wir dieses Gefühl der Hoffnung an die Menschen in unserem Leben weiter und an alle, denen wir in unserem Alltag begegnen. Entfachen wir ein Feuer der Hoffnung, das strahlend unsere Welt zu erhellen vermag und das all den negativen Gedanken und den Sorgen entgegenwirkt. Nur gemeinsam und mit großer Solidarität werden wir diese schwierige Zeit überstehen. Also haltet Euch an alle Regeln, die wir nun seit zwei Jahren kennen, und bitte lasst Euch impfen!!! Impfen ist der einzige Weg aus dieser Pandemie!

Im nächsten Beitrag unter der Kategorie 'Neuerscheinungen und Empfehlungen' werde ich Euch in den nächsten Tagen einige meiner Lieblings-CDs und DVDs für die 'staade' Zeit vorstellen. Also passt auf Euch auf und bleibt vor allem gesund!


              Das ist das Wesen der Musik,

                       dass sie die Seele

             zur Harmonie des Weltalls stimmt.

 

                     (Pythagoras von Samos)