28. April 2020
(C) museum in progress (www.mip.at)
Am 26. April war es soweit und die neue Direktion der Wiener Staatsoper, bestehend aus Bogdan Roscic, Phillipe Jordan und Martin Schläpfer stellte ihre erste gemeinsame Spielzeit 2020/21 vor.
Gleich in der ersten Spielzeit stehen zehn Premieren auf dem Spielplan des Hauses am Ring. Wobei der
der neue Staatsoperndirektor Bogdan Roscic erst einmal auf Übernahmen und Koproduktionen setzt.
Aufgrund der hohen Frequenz, in dem die Wiener Staatsoper pro Jahr spielt, ca 250 Abende Oper,
werden auch zukünftig nicht nur die bekannten Namen zu lesen sein, sondern auch Künstler auftreten, die an dem Haus noch nicht debütiert haben bzw. junge Sängerinnen und Sänger, die zukünftig in der des Talentschmiede jungen Opernstudio ausgebildet und gefördert werden.
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Nun muss sich erst einmal zeigen,ob die Spielzeit 2020/21 am 6. September aufgrund der Coronakrise wie geplant eröffnet werden kann. So genau könne man das jetzt noch nicht wissen, so Roscic. Er habe aber einen Plan B, C und D. Falls ein normaler Spielbetrieb im Herbst noch nicht möglich sein sollte, müsste man für eine gewisse Zeit neue Wege gehen, eine Schmalspurversion wäre auf keinen Fall das Mittel der Wahl. Der neue Direktor des Hauses am Ring hält allerdings andere Szenarien für wahrscheinlicher und schiebt daher den Gedanken für eine komplette Umstrukturierung seines Opernbetriebes zur Seite. Im folgenden kleinen Video gibt der 56jährige ehrlich, humorvoll und spontan Antworten auf einige Fragen rund um sein neues Amt und über die Leidenschaft, die ihn bewegt.
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Insgesamt wird an der Wiener Staatsoper an 350 Abenden im Jahr gespielt. Der Vorhang hebt und senkt sich und erfreut nicht nur das Publikum aus Wien, sondern auch zahlreiche Gäste aus Österreich, Europa und der ganzen Welt. Etwa 130 Produktionen stehen auf dem Spielplan des Opernhauses und beinhalten Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Wagner , Guiseppe Verdi und Giacchomo
Puccini. Einige der ersten Premierenabende der kommenden Spielsaison, bestehend aus Übernahmen, Koproduktionen und Eigenproduktionen lauten: "Madama Butterfly" (07.09.2020), "La Traviata", "Carmen", oder "Parsifal" (01.04.2021) Letztere ist eine der zwei großen Eigenproduktionen des Hauses
für die kommende Spielzeit. Die musikalische Leitung dieser hochkarrätig besetzten "Premiere wird der neue Generalmusikdirektor Philippe Jordan übernehmen, die Regie übernimmt Kirill Serebrennikov, dem es derzeit noch untersagt ist, seine Heimat Russland zu verlassen. Die Titelpartie des Parsifal singen wird der deutsche (Star) Tenor Jonas Kaufmann. Auf ihn musste das Publikum in Wien lange verzichten.
Nun steht er gleich zweimal in der neuen Spielzeit auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Elina Garanca
gibt am 1. April nächsten Jahres ihr weltweit erwartetes Debüt als Kundry. Als Gurnemanz wird der französische Bariton Ludovic Tezier in dieser Neuinszenierung zu erleben sein. In den folgenden zwei Videos der Wiener Staatsoper berichten der deutsche Opernsänger und die lettische Sopranistin über die Herangehensweise und Erarbeitung ihrer Rollen in Wagners Bühnenweihfestspiel.
(C) Link Youtube / Wiener Staatsoper
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Zu den Wiederaufnahmen, die unbedingt erwähnt werden müssen, zählen "Elektra"(ehemalls inszeniert von Harry Kupfer), "le Nozze di Figaro"(ehemals inszeniert von Jean-Pierre Ponelle) sowie Otto Schenks "Rosenkavalier", der musikalisch neu erarbeitet wird. Betrand de Billy wird die französische Urfassung von Guiseppe Verdis Meisterwerk "Don Carlos" musikalisch leiten. In der Titelpartie wird auch hier der Münchner Opernsänger Jonas Kaufmann zu erleben sein, der zum ersten Mal eine Verdipartie an der Wiener Staatsoper übernehmen wird. Die erste Vorstellung wird, isofern durch die aktuelle Coronakrise möglich, am 27. September stattfinden. Der zweite große Name in dieser Wiederaufnahme lautet Ildar Abdrazakov. Der russische Bass übernimmt die Rolle von Don Carlos' Vater, König Philipp. Als Marquis de Posa wird der russische Bariton Igor Golovatenko zu erleben sein, der im März sein wenn auch leider nur sehr kurzes, aber umjubeltes Debüt als Francesco in Verdis I Masnadieri an der Bayerischen Staatsoper in München gegeben hatte. Das Regiekonzept aus dem Jahre 2004 stammt von Peter Konwitschny. Eine wirklich gut geschriebene Kritik zur damaligen Premiere am
18. Oktober 2004 vermittelt recht plastisch und mit einem zwinckernden Auge das Bühnengeschehen und die Reaktion des Wiener Publikums. http://www.operinwien.at/werkverz/verdi/acarlos5.htm
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Im Video über diesem Text ist eine weitere Premiere der neuen Spielzeit angezeigt. In der Titelpartie wird ein weiterer Könner seines Fachs zu erleben sein: Juan Diego Florez wird den Faust in Gonouds gleichnamiger Oper verkörpern. Betrand de Billy wird auch hier am Pult der Wiener Staatsoper stehen,
für die Regie zeichnet Frank Castorf verantwortlich. Die Saison eröffnen wird wie bereits am 7. September 2020 Puccinis Madama Butterfly mit Asmik Grigorian in der Hauptrolle mit einer Inszenierung aus dem Jahre 2008 von Anthony Mingella. Weitere große Namen aus der Welt der Regie sind Calixto Bieito, der seine Carmen an das Haus am Ring holt, die weltweit bereits an 29 verschiedenen Bühnen gezeigt wurde. Ich habe sie unlängst in einem der zahlreichen Streamingangebote in einer fantastischen Besetzung mit Elina Garanca und Roberto Alagna gesehen. In der Premierenserie
im Haus am Ring werden Anita Rachvelishvili als Carmen, Charles Castronovo als ihr geliebter Don Jose, Erwin Schrott als Escamillo und Olga Kulchynska als Micaela zu erleben sein. Eine feurige Mischung , die unvergessliche Abende und Musikgenuss pur verspricht. Im folgenden Video gibt Regisseur Calixto Bieito Einblicke in seine Arbeit mit George Bizets Dauerbrenner. In der Spielzeit 2021/22 wird das katalanische Enfant terrible dann "Tristan und Isolde" neu inszenieren.
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Dieser Beitrag ist lediglich eine Zusammenfassung der neuen Spielzeit und kann nur einen kleinen Eindruck vermitteln von dem, was den Opernfan ab dem 6. September auf der Bühne der Wiener Staatsoper erwartet. Eine Produktion möchte ich aber abschließend noch erwähnen: die Inszenierung von "La Traviata" als Koproduktion mit der Pariser Oper und in der Inszenierung von Simon Stone. Mit Pretty Yende als Violetta Valerie und Benjamin Bernheim als Alfredo Germont. Die Premiere im letzten Jahr war umjubelt und das Lob für Sänger und Regisseur groß. Im Video unter diesem Beitrag gibt es mehr zu erfahren über das Regiekonzept. In der Saison darauf wird es dann einen neuen "Wozzek" des
Australiers geben. Sein Kollege Barry Kosky bringt seinen Macbeth mit nach Wien und startet im Anschluss mit Mozarts Meisterwerk "Don Giovanni" eine neue Da-Ponte Triologie.
Bezüglich des Ballettrepertoire und dem Neustart im Haus am Ring steht bei wien.orf.at Folgendes
geschrieben: "Einen Neustart bedeutet die neue Direktion auch für das Ballett der Staats- sowie der
Volksoper, das mit Martin Schläpfer nunmehr nicht nur einen neuen Direktor, sondern auch einen Chef-
Choreografen erhält. Dementsprechend viele Kreationen Schläpfers stehen auch auf dem Saisonprogramm. Im großen Haus stellt er sich mit einer Uraufführung vor: "4". Zur vierten Symphonie Gustav Mahlers bringt Schläpfer sämtliche Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie in einer Arbeit zusammen.
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Ein paar wichtige Informationen zum Abschluss:
Wer ein Abo bei der Olinestreaming-Plattform Fidelio besitzt, der kann sich die Spielzeit-Präsentation der Wiener Staatsoper noch einmal in Ruhe anschauen. Ansonsten gibt es auf der Website des Opernhauses die gesamte Spielzeit einzusehen. Dort besteht auch (zeitnah) die Möglichkeit, Karten für die gesamte Spielzeit zu bestellen. Die notwendigen Informationen für den Ablauf der Bestellung sind ebenfalls dort zu finden. Auf dem offiziellen Youtube Kanal der Wiener Staatsoper gibt es noch weitere Videos zu den kommenden Produktionen und Premieren anzuschauen.
Freuen wir uns nun gemeinsam auf eine spannende und hochkarätig besetzte Spielzeit an der Wiener Staatsoper, einem der renommiertesten und traditionsreichsten Opernhäuser der Welt! Jetzt muss sich die neue Direktion unter Bogdan Roscic beweisen und das in einer schwierigen Zeit, in der die Zukunft
von Kunst und Kultur und besonders die der Opern- und Konzerthäuser noch immer ungewiss ist....