Nikolaus Bachler– Siebzig und kein bisschen leise!

Der streitbare Generalintendant der Bayerischen Staatsoper feiert

heute Geburtstag und denkt noch lange nicht ans Aufhören ...

                      29.März 2021

      Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper


(C) Wikipedia


Er gehört zu den besonders charismatischen Persönlichkeiten im Bereich Theater und Oper und hat den Intendanzen an den verschiedenen Häusern in Deutschland und Österreich seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt Nikolaus Bachler, Generalintendant der Bayerischen Staatsoper in München. Heute, am 29. März 2021, feiert der Österreicher seinen siebzigsten Geburtstag. Während sich also am Nationaltheater seine letzte Spielzeit dem Ende zuneigt (am 31. Juli ist endgültig Schluss), hat er bereits neue Aufgaben in Salzburg bei den Osterfestspielen übernommen, die er nächstes Jahr noch ausbauen wird. Ans Aufhören denkt der engagierte und leidenschaftliche Intendant noch lange nicht. Es gibt noch so viel zu tun und so viel zu sagen. Seit 2008 ist der streitbare Österreicher, der sich in diesen Zeiten der Pandemie und zahlreicher Lockdowns, insbesondere die der Kultur, immer wieder zur Wort gemeldet hat, Intendant der Bayerischen Staatsoper und hat auch hier seine Spuren hinterlassen.


(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper


Nikolaus Bachler ist ein leidenschaftlicher Mensch, der sich für die Kunst, das Theater und die Welt der Oper einsetzt. Und er tut dies mit viel Gespür, Sensibilität und großem Sachverstand. Er möchte die Menschen zum Nachdenken bringen, ihnen Denkanstöße geben und bei der Wahrheitssuche helfen. Seine Matineen zur Einführung zahlreicher Neuproduktionen sind hochgeschätzt, stets sehr gut besucht, wenn nicht gar ausverkauft. Der Österreicher ist eloquent, ein guter Erzähler, der die Zuhörer mitnimmt in neue Opernwelten, Einblicke in die Entstehungsgeschichte gibt und die musikgeschichtlichen Hintergründe erläutert. Er ist ebenso ein aufmerksamer Interviewpartner und versteht es, die richtigen Fragen zu stellen. Immer ist da auch seine Freude zu spüren, mit der er Menschen zu begeistern vermag. Und auch bei der Zusammenstellung der neuen Spielzeiten bewies Nikolaus Bachler Geschick und das richtige Händchen.

Die Mischung war zwar insgesamt nicht allzu gewagt, die exzellenten Zahlen bezüglich der Auslastung sprechen aber letztlich für seine Auswahl an Opern und Balletten. Das italienische Repertoire aus dem 19. Jahrhundert stand zwar im Mittelpunkt, dieses wurde aber ergänzt mit Werken des 20. Jahrhunderts, ebenso wie durch einige Uraufführungen. Der siebzigjährige Intendant brachte zudem auch immer wieder Stücke zur Aufführung, die entweder noch niemals zuvor den Weg an die Bayerische Staatsoper gefunden hatten oder deren letzte Inszenierungen dreißig, vierzig oder mehr Jahre zurücklagen. So gelang es ihm immer wieder, die Aufmerksamkeit auf neue alte Werke zu lenken, sie aus der Versenkung zu holen und das Opernpublikum von ihrer Schönheit zu überzeugen. BR Klassik zitiert den Österreicher in seinem Geburtagsportrait mit den folgenden Worten :""Wir sind vielleicht das einzige große Haus auf der Welt, das richtige Dramaturgie betreibt!"


(C) Link Youtube / BR Klassik


Ein Punkt, der keine Diskussion zulässt, bedarf besonderer Erwähnung: das unglaublich hohe und stabile musikalische Niveau. Das liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass Nikolaus Bachler im Jahre 2013 den jungen russischen Dirigenten Kirill Petrenko nach München holte, ihm zu einer Weltkarriere und dem Bayerischen Staatsorchester zu einer überragenden Führungspersönlichkeit verhalf und ermöglichte, dass beide gemeinsam dem Publikum regelmäßig feinste musikalische Rafinessen boten. Und natürlich ist es auch ihm zu verdanken, dass einer der heute weltbesten Tenöre und Opernsänger den Weg zurück in seine Heimatstadt fand und das Münchner Nationaltheater zu seinem Mutterschiff machte: Jonas Kaufmann. Zusammen mit Anja Harteros bildet er seit über einem Jahrzehnt das Operntraumpaar auf der Bühne.

Und auch in Sachen Nachwuchs und Talentförderung hat München dem charismatischen Österreicher so einiges zu verdanken. Das Opernstudio an der Bayerischen Staatsoper ist eine der weltweit erfolgreichsten Talentschmieden und hat schon einigen jungen Sängerinnen und Sängern den Weg zu einer Weltkarriere geebnet, wie zum Beispiel Golda Schultz oder Hanna-Elisabeth Müller. Die Plätze sind heiß begehrt, und jedes Jahr bewerben sich um die 800 jungen Talente um die wenigen Plätze. Hier zu lernen, auch von den ganz großen Stars, und langsam hineinzuwachsen in die Welt der Oper das ist wohl ein Glücksfall und die beste Visitenkarte, um ein erfolgreiches Berufsleben zu führen.


(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper (Verleihung Bayerischer Kammersänger

                                                  an Jonas Kaufmann im Jahre 2013)


Es gibt noch eine weitere echte Errungenschaft von Nikolaus Bachler, die er weltweit als erster Intendant eines Opernhauses eingeführt hat und die gerade in den Zeiten der Pandemie zur Normalität geworden ist: der "Livestream.". Am 7. Januar 2012 ging die Bayerische Staatsoper mit der Übertragung von Donizettis "Liebestrank" das erste Mal an den Start. Wenige Wochen später folgte die Oper "Don Carlo" von Guiseppe Verdi mit einer Traumbesetzung. Jonas Kaufmann sang die Titelpartie, Anja Harteros seine große Liebe Elisabeth von Valois und René Pape verkörperte König Philipp II. Auf diese zwei Livestreams folgten im Laufe der Jahre zahlreiche weitere, dies immer kostenlos und für den Zuschauer einfach und unkompliziert zu handhaben. Ergänzend gab es dann im Rahmen der Opernfestspiele auch noch die Veranstaltung "Oper für alle"; Live-Vorstellungen, die  direkt nach draußen auf den Vorplatz der Oper übertragen wurden. Ebenfalls kostenlos und für jedermann zugänglich.

Der scheidende Intendant hat das Münchner Opernhaus mit Engagement und Leidenschaft zu einem der bestausgelasteten und erfolgreichsten Häuser in Europa und der Welt gemacht. Man mag sich noch gar nicht vorstellen, wie es ohne ihn sein wird und kann ihm nur von ganzem Herzen wünschen, dass der Rest seiner letzten Spielzeit zumindest ein wenig versöhnlich ausfallen möge.


(C) Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper ( Parsifal-Opernfestspiele 2018)


So sei nun Nikolaus Bachler alles erdenklich Gute für die kommenden Wochen und Monate gewünscht, im besten Sinne unvergessliche und wunderschöne Opernfestspiele, Gesundheit, ein erfolgreiches neues Lebensjahr und viel Glück für seine neue Aufgabe in Salzburg. Und auch wenn die Intendanz des Österreichers an der Bayerischen Staatsoper mit dem Abschlusskonzert am 31. Juli endet, gibt es gute Hoffnung auf ein Wiedersehen spätestens nächstes Jahr bei den Osterfestspielen!

 

                HAPPY BIRTHDAY!