Das gefeierte Otello Rollendebüt von Jonas Kaufmann

im Royal Opera House in London

12.Juli 2017

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Nun gibt es mit ein wenig Abstand auch meine Eindrücke und Gedanken zur

 Neuinszenierung des Otello am Royal Opera House in London vom Juni und

Juli 2017 und dem lang erwarteten Rollendebüt des Münchner Publikums-

liebling Jonas Kaufmann. Seit zwei Jahren fieberte alles diesem Ereignis entgegen

und der Tenor einem seiner ganz großen Höhepunkte in seiner

bisherigen Gesangskarriere. Alles unter der Leitung des Dirigenten, dem der

Opernsänger mit am meisten vertraut und mit dem er schon einige Debüts am

Londoner Opernhaus vorbereitet und gemeinsam absolviert hat,jedes Mal mit

einem großen Erfolg und gefeiert vom Publikum. Nun also das Debüt als Otello

mit der Premiere am 21.Juni 2017. Ich selber habe die Übertragung live am

28.Juni im Kino mit erlebt sowie die letzten beiden Vorstellungen direkt im

Royal Opera House. Die Vorstellung am 6. Juli war dabei aber zum Teil  von

der Sicht recht eingeschränkt. Am 10. Juli, der letzten Vorstellung ,war alles perfekt und ein

Genuss in vollen Zügen.

So werde ich versuchen, eine Art Zusammenfassung zu erstellen sowie ein Gesamtbild

dieser Neuproduktion und aller Beteiligten.

Die Kinoübertragung werden mit Sicherheit die meisten von Euch gesehen haben und

sind daher mit dem Bühnenbild und den Kostümen vetraut.

Wenn nicht, gibt es über die Links zu den Videos auf Youtube reichlich Eindrücke über

diese Neuinszenierung von Keith Warner.

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Mir persönlich hat vor allem das stark reduzierte Bühnenbild und das Arbeiten mit den 

unterschiedlichen Lichtinstallationen sehr gut gefallen, allerdings in erster 

Linie als Live Erlebnis in der Oper. Ich muss gestehen, dass die Wirkung im

Kino nicht einmal annähernd so gut war wie direkt vor Ort und mit dem Gesamt-

bild auf der Bühne. Gerade die Persönlichkeiten der Hauptcharaktere wurden 

durch die Verwendung von Licht und Schatten sehr gut unterstrichen, ihre 

Seelenzustände und Lebenssituationen verdeutlicht. Die Kostüme waren soweit

 in Ordnung, aber auch nicht außergewöhnlich. Im Laufe der letzten zwei

 Vorstellungen gab es insbesondere bei Jonas Kaufmann eine deutliche

 Veränderung, die in meinen Augen eine gute Entscheidung war und in jedem Fall

 sehr gut nachvollziehbar war. Die Pluderhose aus dem dritten Akt verschwand

 gänzlich und die figurnahe Hose mit den langen Stiefeln begleitete den Sänger

 bis zum Ende des Dritten Aktes. Der Feldherr Otello wurde hier während der gesamten Handlung der Oper  unterstrichen, das Kriegerische blieb erhalten. Warum

 Jonas Kaufmann in seiner Partie im dritten Akt einen Schal um den Hals drapiert und mit den Enden in die Hose gesteckt trug, blieb etwas unklar. Das

 sind aber letztendlich Kleinigkeiten ,die keinen weiteren Ausschlag hatten.

 Der Rest des Casts, sieht man mal von der ein wenig eigentümlich gestalteten

Hochsteckfrisur von Kai Rüütel in der Rolle der Emilia ab, war stimmig gekleidet und rundete das Gesamtbild ab.

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Kommen wir zur Besetzung bevor,

wir uns der Handlung und den drei Hauptdarstellern widmen. Das Ensemble war

 durchgehend sehr gut besetzt, stimmlich wie darstellerisch; so zum Beispiel

 Frederic Antoun in der Rolle des Cassio ,der wirklich überzeugen konnte und

 von dem hoffentlich bald mehr zu sehen sein wird. Auch die bereits erwähnte

 Kai Rüütel in der Rolle der Emilia hat mir gut gefallen und vervollständigte

 das Gesamtbild mit einer überzeugenden Leistung, genauso wie Thomas Atkins in der Rolle des Rodrigo. Der Chor ,der besonders zu Beginn großartige Auftritte

 hat,bereitete große Freude beim Zuhören. Der Eingangschor in Verdis Otello

 ist sicher einer der schönsten und eindrucksvollsten. Und Sir Antonio Pappano

 am Dirigentenpult leitete und geleitete sein wunderbares Orchester und alle auf der Bühne Beteiligten, Chor und Solisten sicher, einfühlsam und mit großer

 Leidenschaft durch jeden Abend. Es ist eine wahre Freude und ein Genuss, ihn zu beobachten, wie er alles zusammenhält und zusammenführt.

 

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Bevor es endlich weiter zur Handlung geht, noch ein paar Worte zur Sichtweise,

 dem entscheidenden Unterschied zwischen Kino und Live Erlebnis, die Wahl des

 Blickwinkels und die zum Teil sehr intensiven Nahaufnahmen der Darsteller.

 Das ist natürlich ein besonderer Genuss ,wenn man solche Sängerdarsteller auf

 der Bühne hat wie Jonas Kaufmann, Marco Vratoga oder auch Maria Agresta.

 In der Oper entscheide ich, was ich anschaue und wieviel von der Bühne

 ich sehen möchte.

Dafür fehlen mir gewissermaßen die Großaufnahmen der

 Gesichter, dafür gibt mir das Kino aber vor, was ich zu sehen bekomme.

 Es ist also letztendlich schön, beides erlebt zu haben und alles zu einem großen

 Ganzen zusammen  zu setzen.

 Nun also zu den drei Hauptakteuren dieser Opernproduktion und Verdis Drama

 um Liebe, Hass und Eifersucht, das mit dem Tod zweier Menschen endet, die

 zumindestens in weiten Teilen unschuldig sind an ihrem Schicksal, dorthin getrieben durch einen Abgrund von Hass, Neid, Missgunst und dem Inbegriff

 des Bösen.

 In den drei Hauptrollen: JONAS KAUFMANN als OTELLO, MARCO VRATOGNA

als JAGO und MARIA ARGRESTA als DESDEMONA

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Vom ersten Auftritt bis zum letzten Atemzug war diese Inszenierung und die

 intensive und eindringliche Darstellung der drei Hauptprotagonisten

 fesselnd, aufwühlend und berührend auf die Bühne gebracht. Marco Vratogna

 in der Rolle des Jago hatte offensichtlich eine große Freude daran, diesen

 teuflischen Charakter zu verkörpern, der seine perfide Intrige spinnt und sein

 böses Spiel mit den Menschen trieb, indem er sie  wie wehrlose Marionetten gebrauchte oder wie Schachfiguren auf dem Spielbrett hin

und her schob. Der

 Bariton war in der Lage, den  Jago, den Spielleiter des Teufels, wie er auch

 schon genannt wurde, erschreckend realistisch auf die Bühne zu bringen. Alleine auf der Bühne, war Jagos dunkle Seele zu erblicken. In der Nähe seiner

 Opfer, insbesondere bei Otello, trägt er eine Maske, hinter der er seine ganze

 Grausamkeit verbirgt. Er manipuliert, sät Zwietracht und den Keim des Bösen

 in den Herzen der Menschen, die er für seine Zwecke missbraucht oder die er

 plant, zu zerstören. Der italienische Opernsänger scheint dafür eine gelungene

 Besetzung zu sein,stimmlich, darstellerisch und auch optisch. Ein Gesamtbild,

 das wirklich überzeugt hat. Von Maria Agresta in der Partie der Desdemona war ich nicht von Beginn an überzeugt und halte sie auch jetzt nicht ganz für die Idealbesetzung dieser Rolle. Allerdings habe ich mittlerweile meine Meinung etwas revidiert und muss ergänzend hinzufügen dass diese Anmerkung

 nicht ihre wunderbare und klare Sopranstimme an sich betrifft. Aber es gibt

 Sängerinnen ,die dem Typ und dem Charakter von Otellos Ehefrau mehr ent-

 sprechen. Darstellerisch hat sich die italienische Opernsängerin aber immer mehr gesteigert und in der letzten Vorstellung am 10.Juli, auch wenn letzte

 Vorstellungen ihre eigenen Regeln haben und immer etwas Besonderes sind,

 hat sie mich dann doch noch in ihrer Darstellung überzeugen können. Zart,

 zerbrechlich, ein wenig naiv, aufrichtig liebend, tief gläubig und ein Mensch, der an das Gute im Menschen glaubt. Die stärksten Augenblicke habe ich im

 dritten und besonders im vierten Akt vorgefunden. Im dritten Akt die harte

 Begegnung mit Otello, die Demütigungen und Beleidigungen, die körperlichen

 Übergriffe, die Brutalität, die Verwandlung von ihrem Ehemann, seine Ausbrüche von Eifersucht, sein sich immer weiter steigernder Wahn, aber auch seine Verzweiflung und Zerrissenheit ,die Desdemona  miterleben muss.

 

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Machtlos steht sie daneben, kann nur noch agieren, nicht reagieren, hat keine

 Lösung, keinen Ausweg, hofft auf ein gutes Ende mit Gottes Hilfe und weiß

doch, dass alles in einer Katastrophe für beide enden wird. Im vierten Akt, wenn

 Desdemona Abschied nimmt von Emilia, ihrer Freundin und Zofe, wenn sie auf

 die Rückkehr ihres Ehemanns wartet und auf ihren Tod, den sie bereits voraus

 ahnt, erlebte man die Sopranistin unglaublich berührend und zart und die zerbrechliche Seele ihrer Figur erfüllte den Raum. Das Ave Maria genauso wie

 das Lied von der Weide erklangen als ein Ausdruck der Verzweiflung, der Angst,

 aber auch der Hoffnung ,ihrem Schicksal doch noch zu entgehen. Das in weiß

 gehaltene Schlafgemach könnte man als Symbol für ihre Reinheit und Unschuld sehen, während beim Rest der Inszenierung eine schwarz-graue und

 dunkle Gestaltung für die teuflische Seite von Jago im Vordergrund stand und für

das düstere Seelengefängnis von Otello.

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Jonas Kaufmann in der Rolle des

 Feldherren hat in dieser Oper von Verdi, diesem Drama um Liebe, Hass und

 Eifersucht ,die größte Wandlung und die stärksten Gefühlsausbrüche zu

 vollziehen, eine Gradwanderung zwischen Ekstase und Kontrolle über die

 eigenen Empfindungen und die seiner Figur. Eine Verwandlung bis zu einer

 Grenze des Machbaren, immer in der Gefahr, mitgerissen zu werden von dem

 extremen Erleben und der Macht der Musik und der Gefühle. Und es gibt derzeit kaum einen Opernsänger, der diese Kunst besser beherrscht als Jonas

 Kaufmann. Kaum einer lässt sich so auf die von ihm verkörperte Person ein,

 taucht tief ein in die Seelenlandschaft dieses Menschen und schafft eine intensive Verbindung, die den Zuschauer und auch ihn selbst glauben lässt,

 genau dieser Mensch zu sein und so zu fühlen und zu denken wie er. Bei Otello

 ist das ganz sicher eine besondere Herausforderung gewesen, selbst für einen

 erfahrenen Sänger wie den Münchner. Aber dieser Drahtseilakt ist ihm auf

 eindrückliche Art und Weise gelungen. In seiner ganz persönlichen Interpretation hat er diese Rolle auf die Bühne gebracht, sich abhebend von

 vielen seiner Vorgänger und Mitstreiter. Sein Otello ist nicht der ausschließlich

 starke Feldherr und Krieger, Als Mann im Umgang mit den Frauen, in Sachen

 Beziehungen und Liebesdingen ist er unerfahren( was Otello auch selbst im zweiten Akt offenbart), unbeholfen und ein wenig ungeschickt. Er ist diesbezüglich leicht beeinflussbar und ein entsprechend leichtes Opfer für Jago. Genau diese Zartheit und seine Angst, das Glück und die Liebe nicht zu

 verdienen oder auf Dauer nicht in seinem Leben halten zu können, zeigte der

 sympathische Tenor im Liebesduett mit Maria Agresta am Ende des ersten

 Aktes. In diesen Momenten gewährte der Opernsänger einen Einblick in

 die zerbrechliche Seite seiner Figur und schuf damit einen Gegensatz zu den

 folgenden Akten ,wenn Otello vergiftet durch die Worte und Taten von Jago

immer mehr im Dunkeln versinkt.

(C) Catherine Asmore / Royal Opera House


Zu Beginn des zweiten Aktes beginnt die

 Verwandlung und Zerstörung eines Menschen, der zwar ein starker Feldherr

 und Führer ist, aber ansonsten die Schwäche der Eifersucht in sich trägt.

 Mimik und Gestik verändern sich langsam, erste Ausbrüche unterstreichen

 die Hilflosigkeit von Otello ,mit dem Gehörten umzugehen und zu einer logischen Erklärung zu kommen. Der Münchner Opernsänger, der hier in ganz

 ungewohnten Posen zu erleben war, unterstrich durch seine Darstellung die

 beginnende und voranschreitende Eifersucht und den Wahn Otellos, der nach

 und nach Fahrt aufnimmt und am Ende in einer Katastrophe endet. Das Racheduell am Ende des zweiten Aktes zusammen mit Marco Vratogna zeigt

 bereits,wie tief sich der Keim des Bösen in Otellos Seele und seinen Verstand

 festgesetzt haben. Der Wutausbruch als Zeichen der Hilflosigkeit gegen Jago

 und der entsetzte Blick am Schluss in den Spielgel, als der Feldherr seiner

 dunklen Seite entgegen tritt, sind nur zwei Momente, die der Münchner Opern-

 sänger nutzt, um die Zerrissenheit seiner Figur zu offenbaren. Die Akte drei und vier sind sicher nicht nur für Maria Agresta, sondern auch für Jonas

 Kaufmann die emotionalsten in dieser Oper. Eine Achterbahn der Gefühle.

 

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Otello zwischen Eifersucht, Misstrauen, Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit.

 Diese Zerrissenheit und die extremen Gefühlsausbrüche waren sicher eine

 besondere Herausforderung, nicht die Kontrolle zu verlieren und trotzdem

 der Rolle und diesen Situationen gerecht zu werden und diese so authentisch wie

 möglich auf der Bühne zu verkörpern. Und genau das ist dem Münchner Tenor

 bestens gelungen, eigentlich muss man sagen, erschreckend gut gelungen.

 Der Wechsel zwischen den Wutausbrüchen, körperlichen Übergriffen und den

 Demütigungen seiner Frau  und den Augenblicken der Verzweiflung

 und der Tränen zeigten eindringlich die Zerrissenheit der Titelfigur,

  die sich nicht zu helfen weiß, außer um sich zu schlagen und sich immer

 weiter hineinziehen lassen. Einer der ganz bewegenden Augenblicke und besonders eindringlich von Jonas Kaufmann vermittelt ist der Zusammenbruch

 von Otello am Ende des dritten Aktes: der starre Blick, der extreme Schmerz im Gesicht,der Wahn,der ganz und gar von ihm Besitz ergriffen hat.

 Die Hand an die Schläfen gepresst, die Hände vor das Gesicht geschlagen, auf die Knie fallend stößt er alle von sich, schlägt verbal um sich und verflucht am Ende

 seine Frau, die eigentlich sein ganzes Glück bedeutet. Am Ende kommt der

 völlige Zusammenbruch, Panik, Verzweiflung, ein Aufschrei des Schmerzes. Zum Schluss liegt der starke Krieger wimmernd am Boden und Jago presst ihm als Zeichen seines Sieges eine schwarze Maske auf sein Gesicht. Gegenwehr

gibt es kaum mehr, Otellos Seele ist zerstört.

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Nachdem Desdemona ihr Gebet

 gesprochen hat am Beginn des vierten Aktes und erschöpft nieder gesunken ist,

 betritt ihr Ehemann auf leisen Sohlen das Schlafgemach mit dem festen Plan,

 seine geliebte und gehasste Ehefrau umzubringen. Der Blick ist leer, wie eine

 Raubkatze umkreist Otello seine Beute. Desdemona erwacht und hofft auf

 Einsicht von ihrem Ehemann, aber der hat nur ein Ziel. Er beschuldigt sie erneut des Ehebruchs, fordert sie auf, für ihre Sünden um Vergebung zu bitten, da er nicht ihre

 Seele, sondern nur ihren Körper töten will. Die Eifersucht und die Wut sind auf

 ihrem Höhepunkt angekommen und steuern auf die unausweichliche Katastrophe zu, und Jonas Kaufmann sicher auf einen seiner schwierigsten Momente in dieser Oper,

 dem brutalen Mord seiner Titelfigur.

 Als Desdemona in ihrer Verzweiflung Cassio um Hilfe anruft, verzerrt sich

 Otellos Gesicht zu einem diabolischen Grinsen und er antwortet ihr leise und

 mit eiskalter Stimme: tot! Ihr Entsetzen lässt ihn vollkommen durchdrehen

 und er erstickt sie mit einem Kissen: stirb! Und der Münchner Opernsänger hat

 eine erschreckend authentische Darstellung hingelegt, so extrem, wie in der

gesamten Vorstellung. Zum Schluss wurde es noch einmal sehr leise,zart  und berührend. Ganz sicher eine der besonderen Stärken von Jonas Kaufmann.

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


In dem Augenblick, wo Otello bewusst wird, dass er seine unschuldige Frau getötet

 und damit für immer verloren hat, kehrt seine verlorene Seele zurück und

 zerbricht bei dem Schmerz um den Verlust und seine Schuld ein weiteres Mal.

 Sein Weg ist zu Ende, es gibt nur noch einen Weg, für immer vereint zu sein

 mit der Frau, die das ganze Glück in seinem Leben war. Mit schmerzerfülltem

 Blick sinkt er nieder, kauert neben seiner toten Frau, deckt sie zärtlich mit der Decke zu, und tiefe Trauer macht sich breit. Mit Tränen erfülltem Blick ruft er

 ihren Namen und muss erneut begreifen, was er getan hat. Ergreifende Augenblicke, die betroffen machen, weil er sie so echt und intensiv vermittelt und ohne jede Übertreibung. Und dann Otellos verzweifelte Tat, sein Selbstmord als

 einziger Ausweg aus dieser Schuld und der Einsamkeit. Er stürzt schluchzend auf, greift einen Dolch und stößt ihn sich mit beiden Händen und größter

 Heftigkeit in den Unterleib. Er bricht zusammen, kriecht mühsam sich den Bauch haltend und vor Schmerz stöhnend hinter der Kommode hervor, schleppt sich mit letzter Kraft zum Bett, zieht sich mühsam hoch und versucht, mit den

 letzten Atemzügen seine Desdemona zu erreichen, mit einem letzten Kuss Abschied von ihr zu nehmen. Vergeblich! Während das Blut aus seiner Wunde

 fließt, schwinden seine Kräfte. Mit ersterbender Stimme bittet er ein letztes

Mal um diesen Wunsch, sinkt nieder und stirbt.

(C) Catherine Ashmore / Royal Opera House


Ich muss es einfach sagen: auch wenn die Situation des Sterbevorgangs in kaum

einer Operninszenierung realistisch wirkt, wenn der Münchner Opernsänger

 auf der Bühne sein Leben aushaucht, ist das Mal sehr ergreifend und unaufdringlich

 dargestellt. So auch an den Abenden in London, die ich miterleben durfte..

So endet nicht nur die letzte Vorstellung am 10. Juli(genau am 48. Geburtstag von Jonas Kaufmann) mit dieser berührenden Darstellung und hängt noch lange nach.

Eine großartige und wunderbare Leistung aller Beteiligten: aller Solisten, des Chores

und des Orchesters unter der wunderbaren Leitung von Sir Antonio Pappano.

Der Applaus war wie immer im Royal Opera House begeistert aber auch leider recht kurz.

Wer schon dort das Glück hatte ,eine Vorstellung zu erleben, dem wird diese Tatsache

 bekannt sein.

 


Zum Abschluss sei mir verziehen, dass ich mich bei seinem Debüt auf den

 Münchner Opernsänger konzentriert habe. Aber es war mit Sicherheit eine

 der ganz großen Höhepunkte in seiner Karriere und eine Rolle, auf die auch seine

 Fans lange Zeit warten mussten. Ansonsten versuche ich meine Aufmerksamkeit  möglichst gut zu verteilen. Wenn „Lieblingssänger“ wie Jonas Kaufmann,

 Anja Harteros oder Ludovic Tezier auf der Bühne stehen, fällt das nicht immer ganz

 .leicht...